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Pride im Film: 5 sehenswerte queere Filme zum Streamen im Netz

Dancing Girl
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Am Samstag trägt Wien wieder Regenbogenfarben. Passend zum Vienna Pride Corso empfehlen wir Sehenswertes aus dem queeren Kino - vom Psychodrama bis zur Science-Fiction-Serie.

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The Watermelon Woman

Von Cheryl Dunye, 1996
Zu sehen auf criterionchannel.com/black-lives

Im Zuge der jüngsten Black-Lives-Matter-Proteste stellten einige US-Streamingdienste Klassiker des afroamerikanischen Kinos kurzzeitig frei zur Verfügung. Eine spannende Auswahl bietet die Sichtungsplattform des Filmdelikatessenlabels Criterion. Neben vielen anderen Marksteinen findet sich hier auch eine lang verschüttete Großtat des queeren Kinos: Cheryl Dunyes „The Watermelon Woman“. Auf den ersten Blick handelt es sich bei Dunyes Debüt um das sympathische Alltagsporträt einer lesbischen Filmstudentin (gespielt von der Filmemacherin selbst), die sich mit einem Videotheksjob über Wasser hält – und nebenher zu einer schwarzen Schauspielerin aus dem Hollywood der 1930er recherchiert. Doch die unscheinbare Oberfläche verbirgt enorme Vielschichtigkeit: Während die humorvollen, autobiografisch angehauchten Alltagsbeobachtungen Einblick in Sorgen, Konflikte und Hoffnungen der Protagonistin und ihrer Community gewähren, kritisiert die Suche nach der titelgebenden „Wassermelonenfrau“ beiläufig (nicht nur) rassistische Leerstellen der Filmgeschichte, der Dunye als Protest eine utopisch-fiktionale gegenüberstellt. Und das ohne belehrenden Fingerzeig, sondern mit resoluter Selbstverständlichkeit.

Tom à la ferme

Von Xavier Dolan, 2013
Zu sehen auf Amazon

Der Kanadier Xavier Dolan begann seine Karriere als Jungschauspieler, bevor er mit seinem Drehbuch- und Regiedebüt „J'ai tué ma mère“ 2009 für erhebliches Aufsehen im Arthausteich sorgte. Da war er gerade 20 Jahre alt. Seitdem hat der Wunderwuzzi sieben Filme produziert, die ästhetisch wie qualitativ wilden Schwankungen unterliegen. Ein spannender Ausreißer: Das düstere Psychodrama „Tom à la ferme“ („Sag nicht, wer du bist!“). Dolan gibt den Städter Tom, der nach dem Selbstmord seines Partners zu dessen Familie aufs Land fährt. Dort trifft er den Bruder seines toten Freundes, dessen barsches Gebaren verstört – und dennoch eine Faszination ausübt, die dunkles Begehren entfacht.

QVID TVM

(und weitere Filme von Mara Mattuschka)
Zu sehen auf Flimmit

Mara Mattuschka spielte schon mit Identitäten, da steckte der Diskurs um ihre Konstruiertheit noch in den Kinderschuhen – zumal in Österreich. Immer wieder erfand sich die bulgarischstämmige Wienerin in ihren performativ wurlenden Wunderwerken neu, inszenierte Selbstfindung als unablässigen Kostümwechsel, flirrte in schillernder Kunstfigurenform als Mimi Minus und Ramses die II durchs Bild, suchte die Wahrheit im triebhaften Körperausdruck. Jüngere Arbeiten der „Anti-Diva“, etwa die Platon-inspirierte Lovestory „Phaidros“, setzen die queere Szene Wiens ausdrücklich ins Bild. „Phaidros“ findet sich zwar leider nicht auf Flimmit – dafür aber einige andere Arbeiten Mattuschkas, etwa „QVID TVM“.

God's Own Country

Von Francis Lee, 2017
Zu sehen auf Netflix

Heathcliff aus Emily Brontës „Sturmhöhe“ hätte mit seiner Aura eines windgepeitschten Leidenschaftsdämons durchaus das Zeug zur schwulen Ikone. Francis Lees Spielfilmdebüt „God's Own Country“ teilt sich mit Brontës literarischem Klassiker zumindest das Yorkshire-Setting. Ansonsten bleibt es eher auf dem Boden, erzählt die Liebesgeschichte eines Gegensatzpaares – verkniffener Schafzüchter (Josh O'Connor) trifft geerdeten Wanderarbeiter aus Rumänien (Alec Secareanu) –, das sich allen sozialen Widerständen zum Trotz in die Arme stürzt. Wie „Brokeback Mountain“, nur (endlich) mit Happy End. In Bälde auf der Leinwand zu sehen: Lees Zweitling „Ammonite“, über die bahnbrechende Paläontologin Mary Anning.

Sense8

Serie, 2 Staffeln, 2015-2018
Von den Wachowski-Geschwistern
Zu sehen auf Netflix

Die Idee von spezifisch auf ein LGBTQ-Publikum abzielender Unterhaltung war schon immer strittig – trägt sie doch implizit zur Abgrenzung ebendieses Publikums als „Nischenzielgruppe“ bei. Da lobt man sich eine Serie wie „Sense8“, die Figuren unterschiedlicher sexueller Orientierungen ohne viel Aufhebens zu Handlungsträgern macht, reale Pride-Paraden als Schauplätze nutzt – und die Überwindung von (zwischenmenschlichen) Grenzen in einen mitreißenden, universalistischen Fantasy-Plot verpackt. Acht Menschen aus der ganzen Welt (von Mumbai bis Berlin) werden plötzlich ihrer übersinnlichen Verbindung gewahr – sie teilen Erfahrungen und Empfindungen über Kontinente hinweg, können sogar auf Talente ihrer frischgebackenen Sinnesgenossen zugreifen. Und müssen sich bald zusammenfinden, um einem Widersacher Paroli zu bieten.

Hinter der kultigen Serie stecken die „Matrix“-Schöpfer Lana und Lilly Wachowski. Sie wissen, dass es bei richtiger Repräsentation nicht um in Hollywood so beliebte Feigenblätter geht. Sondern darum, Figuren wie der bloggenden Trans-Frau Nomi (Jamie Clayton) oder dem schwulen Schauspieler Lito (Miguel Ángel Silvestre) auf Augenhöhe zu begegnen.

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