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Casinos Austria nun mehrheitlich in tschechischer Hand

Franz Neumayr / picturedesk.com
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Die Sazka Group übernahm die Anteile der Novomatic und hält nun mehr als 55 Prozent. In staatlicher Hand sind noch ein Drittel der Anteile.

Dass der Deal bevorsteht, ist schon seit gut einem halben Jahr bekannt. Nun ist es offiziell: Am Freitag ist die tschechische Sazka Gruppe endgültig zum mit Abstand größten Anteilseigner der Casinos Austria geworden. Der Kauf der Anteile des Glückspielriesen Novomatic (17,2 Prozent) wurde endgültig abgeschlossen. Nun halten die Tschechen 55,48 Prozent an den Casinos. Geplant ist ein Syndikatsvertrag mit der Republik Österreich - respektive der Staatsholding ÖBAG - die 33,2 Prozent besitzt.

Der Vertrag soll dem Vernehmen nach bald unterschrieben werden. Voraussetzung war der Kauf der Novomatic-Anteile durch Sazka. Dieser wurde heute in einer Aktionärsversammlung fixiert.

Der Anteil, den Sazka nun von Novomatic übernommen hat, dürfte APA-Informationen zufolge gut 100 Millionen Euro schwer sein. Offiziell gibt es keine Angaben zum Kaufpreis. Sazka gab am Freitag bekannt, "dass alle erforderlichen Genehmigungen vorliegen und das Unternehmen berechtigt ist, den ursprünglich von Novomatic AG gehaltenen zusätzlichen Anteil von 17,19 Prozent an Casinos Austria zu erwerben".

Postenschacher-Affäre als Auslöser

Novomatic wollte nicht zuletzt wegen der mutmaßlichen Postenschacher-Affäre, zu der der parlamentarische Ibiza-Untersuchungsausschuss unter anderem tagt, raus aus den Casinos. Novomatic wird dabei beschuldigt, mit der FPÖ einen Deal geschlossen zu haben, wonach der Konzern den FPÖ-Mann Peter Sidlo zum Finanzvorstand der Casinos gemacht haben soll, um dafür Glücksspiellizenzen zu erlangen. Alle Beschuldigten dementieren das.

Die Republik wollte die Novomatic-Anteile schlussendlich jedenfalls nicht übernehmen, so konnte die Sazka-Gruppe ihr Ziel verwirklichen und die Novomatic-Anteile schlucken.

Sazka wolle "maximale Anstrengungen für die Weiterentwicklung des Unternehmens und Produktinnovationen zu unternehmen", so CEO Robert Chvatal heute. "Gemeinsam mit anderen Mitaktionären setzt sich die Sazka Group dafür ein, den Wert von Casinos Austria zum Wohle aller Aktionäre, Kunden, Mitarbeiter und der gesamten österreichischen Gesellschaft zu steigern."

Folgt Jobabbau?

Am Freitag war allerdings auch bekanntgeworden, dass bei den Casinos mehr als ein Viertel aller Jobs abgebaut werden könnten. Dem Aufsichtsrat werden Details des sogenannten ReFIT-Sanierungsprogramms am 8. Juli in einer Sondersitzung präsentiert.

Außerdem wurden heute vier Personen neu in den Aufsichtsrat der Casinos gewählt, teilte Sazka gesondert mit. Neu sind Kamil Ziegler, Pavel Saroch, Alena Bastis und Jan Matuska - allesamt von Sazka nominiert. Es handle sich um "international erfahrene Fachexperten, die auch ein tiefes Verständnis der internationalen Gaming Industry mitbringen". Ex-Novomatic-Chef Harald Neumann, Elisabeth Stern, Jürgen Kittel und Pavel Horak schieden dafür aus dem Gremium aus. Aufsichtsratschef ist Walter Rothensteiner, der erst gestern als Auskunftsperson im Ibiza-U-Ausschuss geladen war.

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