Feuer in dunkler Zeit: Zur neuen Karl-Kraus-Biografie

Chronist und Kritiker einer brüchigen Welt: Karl Kraus.
Chronist und Kritiker einer brüchigen Welt: Karl Kraus.Sammlung Pfäfflin, Brennerarchiv
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Monumental, brillant, fesselnd: In seiner umfangreichen Biografie von Karl Kraus nähert sich Jens Malte Fischer dem Sprachpuristen mit großem Respekt – bewahrt aber die gebührende Distanz.

Für Jens Malte Fischer ist es ausgemacht, dass Karl Kraus den Nobelpreis verdient hätte: als größter Satiriker des 20. Jahrhunderts. Aber in seiner Biografie bleibt er gleichwohl darauf bedacht, bei aller Wertschätzung doch immer einigen Abstand zu halten vor dem Herausgeber der „Fackel“ und nicht nur dessen Leistungen, sondern auch dessen Fehlschläge aufzuzeigen. Somit ist hier ein ebenso monumentales wie brillantes Geschichtswerk, ein Standardwerk vorzustellen.Eine Biografie, in der zugleich erzählt und ergründet und analysiert wird, über weite Strecken derart fesselnd, dass es, wie in einem Roman von Theodor Fontane oder Thomas Mann, richtig schwerfällt, die Lektüre hin und wieder zu unterbrechen.

Kraus kommt 1874 in Jičín zur Welt; da bietet es sich an, auf Wallenstein und Otto von Bismarck zu sprechen zu kommen und nicht nur auf die Mitglieder und Hauslegenden der Familie Kraus. Fischer nutzt solche Gelegenheiten, geht vielen Spuren nach, die in einer knapper gehaltenen Biografie kaum vermisst würden. Aber keine dieser Spuren führt ihn vom Hauptweg ab; im Gegenteil, erst in dem hier umsichtig nachgezeichneten spektakulären Flechtwerk wird vieles sichtbar und einsichtig, was in kürzeren Darstellungen im Dunkeln bleiben müsste.

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