Wort der Woche

Forschungsförderung für grüne Technologien

Ein zentrales Element der Wiederbelebungsprogramme nach der Coronakrise muss Forschungsförderung für grüne Technologien sein, fordern Ökonomen praktisch einhellig.

Die makroökonomische Corona-Katze ist nun aus dem Sack: Diese Woche veröffentlichten viele Wirtschaftsforscher ihre Prognosen, und diese sehen düster aus: Der Welthandel bricht heuer laut WTO um zumindest 13 Prozent ein, der IWF erwartet ein Schrumpfen der Weltwirtschaft um 4,9 Prozent. Für Österreich rechnet das Wifo mit einem Rückgang des BIP um 7,0 Prozent, das IHS um 7,3 Prozent. Die Hoffnung auf baldige Besserung lebt zwar (abhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie).

Dennoch sind sich alle Experten einig, dass ein Wiederbelebungsprogramm nötig sei, wobei sich ein Schwerpunkt durchzieht: Das IHS z. B. empfiehlt, so wie zuvor schon Forschungsratschef Hannes Androsch, die Förderung von Zukunftsinvestitionen in den Bereichen Bildung, Forschung und Entwicklung, Technologie und Infrastruktur. Der EU-Thinktank Esir meint, dass Forschung und Innovation entscheidend für die Zeit nach Corona seien – und zwar gemäß einer Nachhaltigkeitsvision.

Ökonomen des Wegener Center für Klima und Globalen Wandel (Uni Graz) zeigten sich dieser Tage überzeugt, dass die Covid-19-Krise eine einzigartige Chance schaffe, „staatliche Politik zugunsten nachhaltig gesunder Strukturen zu setzen, und dies zu geringeren finanziellen, sozialen und politischen Kosten, als das wohl je sonst möglich gewesen wäre“. Konkret: „Die derzeit vorherrschende Bindung (Lock-in) an fossile Technologien und Strukturen kann durch Innovation überwunden werden“, betonen sie. Voraussetzung für klimagerechte Innovationen in allen Entwicklungsphasen – Erfindung, Produktentwicklung und Marktdurchdringung – seien das Streichen kontraproduktiver Subventionen, das Setzen der richtigen Preissignale (CO2-Bepreisung) und Forschungsförderung.

Ein Schlaglicht auf das, was möglich wäre, wirft der eben veröffentlichte Abschlussbericht des Projekts „Austrian Biocycles“. Forscher von Alchemia-nova, Boku und Ögut nahmen die Stoffströme von biogenen Abfällen und Nebenprodukten der Nahrungsmittel-, Land- und Forstwirtschaft (Stroh, Klärschlamm, Gülle, Biomüll, Lignocellulose usw.) unter die Lupe und kamen zu dem Ergebnis, dass sich eine Substitution fossiler Grundstoffe in der Güterproduktion ausgehen würde. Allerdings gebe es dabei zwei Haupthindernisse: Zum einen fehlen noch einige zentrale Technologien und zum anderen ist ein Umstieg bei den derzeitigen (zu niedrigen) Preisen für CO2-Emissionen unrentabel.
Beides ließe sich – siehe oben – nun ändern.

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Wissenschaftskommunikator am AIT.

meinung@diepresse.com

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