Ein wenig süßer Kitsch muss sein: Marie-Antoinette und Axel von Fersen im Schlosspark von Versailles.

„Welche Wonne“– Die Worte der heimlichen Liebe

Seufzen, Schwärmen, Flehen: Die entzifferte Korrespondenz von Marie-Antoinette und Axel von Fersen ist nur ein Beispiel von vielen, wie sich verbotene Leidenschaft in Texten austobt. Zuweilen wird sogar große Literatur daraus.

In den Briefen geht es um Politik, um das Los der Königsfamilie, die im goldenen Käfig der Tuilerien ihrem Ende entgegen zittert. Axel von Fersen, der schwedische Baron, zeigt sich darin als loyaler Vertrauter von Marie-Antoinette, zurückhaltend und penibel, so wie Zeitgenossen ihn schildern. Aber was ist das? Jemand hat ganze Zeilen und Passagen kräftig durchgestrichen, unlesbar gemacht. Nach über zwei Jahrhunderten hat nun die Chemie das Geheimnis enthüllt: In den Tinten aus einem Absud von Galläpfeln, aus gelöstem Gummiarabikum und Eisensulfat finden sich auch Spuren von Kupfer und Zink – und ihr Gehalt variiert danach, wann und wo die Tinte fabriziert worden ist. Ein Spezialscanner und viel Rechnerleistung taten ihr Übriges: „Ich lebe und existiere nur, um Sie zu lieben“, lässt sich nun unter dem schwärzenden Gekritzel entziffern. „Niemals werde ich aufhören, Sie anzubeten“, erfährt alle Welt vom „schönen Schweden“. Und an einem Briefende schreibt er: „Adieu, meine teure Freundin, ich liebe Sie bis zum Wahnsinn.“

Die Königin erwidert seine Gefühle, denkt kaum an ihren Gatten Louis XVI., versucht aber, die Leidenschaft des Favoriten zu zügeln: „Um unser Dreien Glückes willen, gebt acht, was Ihr schreibt“. Mit dem Scanner „2 D XRF“ und dem Furor der Forscher von heute konnte sie freilich nicht rechnen.
Nicht besser erging es Prinzessin Sophie Dorothea von Celle. Ihre Eltern hatten sie 1682 gegen ihren Willen mit ihrem Cousin in Hannover verheiratet, dem späteren König Georg I. von England. Sie tröstete sich mit einem Grafen Königsmarck. Umsonst verschlüsselte sie Hunderte Briefe, vergebens verwendete sie Geheimtinte. „Großer Gott, welche Wonne und welches Entzücken, bei Ihnen zu sein“ – solche intimen Notate liegen nun im gar nicht mehr „Geheimen Staatsarchiv“, dem „Gedächtnis Preußens“, für die Öffentlichkeit bereit. Die Briefe wurden schon damals abgefangen und entschlüsselt. Der Liebhaber verschwand über Nacht spurlos, ziemlich sicher hatte man ihn entführt und ermordet. Die Ehe wurde geschieden, Sophie zu lebenslangem Hausarrest in die Lüneburger Heide verbannt. So viel Herzschmerz regte Schiller zum Drama „Die Prinzessin von Celle“ an, das Fragment blieb. Hollywood machte daraus den Schinken „Königsliebe“ von 1948, mit Stewart Granger als Königsmarck.

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