Immobilien

Wohnen könnte billiger werden

Der Zuzug in die Ballungsräume (im Bild die Gegend um den Wiener Hauptbahnhof) könnte nachlassen
Der Zuzug in die Ballungsräume (im Bild die Gegend um den Wiener Hauptbahnhof) könnte nachlassen(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Corona hat den Immobilienmarkt durcheinandergewirbelt, meint ein Immobilienexperte. Wer im Home-Office sitzt, muss nicht in einem Ballungszentrum wohnen.

Wien. Dass die Coronakrise unerfreulich für Eigentümer von Gewerbeimmobilien, Hotels und Geschäftsflächen ist, liegt auf der Hand. Nicht nur der weltweite Shutdown hat dem Geschäft mit solchen Immobilien schwer zugesetzt. Die Frage ist, ob es überhaupt je wieder eine Rückkehr zum Stand vor Ausbruch der Pandemie gibt, meint Matthias Ortner, Partner beim Beratungsunternehmen Advicum. Die Krise habe gezeigt, dass sich ein Gutteil der Arbeit im Home-Office erledigen lässt. Das könnte dazu führen, dass die Unternehmen Bürofläche reduzieren. Denn selbst, wenn die Mitarbeiter nicht nur zu Hause arbeiten und ein Teil der Belegschaft im Büro sitzt, werde wohl die Fläche für diesen Teil reduziert.

Viele Hotels werden sich zwar wieder füllen, wenn ein Impfstoff gefunden, Corona endgültig besiegt ist und die Menschen wieder in den Urlaub fliegen. Doch habe sich in der Krise gezeigt, dass man manche internationalen Meetings auch per Videokonferenz abhalten kann, dass man also gar nicht so viel fliegen und in Hotels übernachten muss. Wenn es weniger Businessreisen gibt, werde das den Hotels nachhaltig zusetzen.

Corona hat auch dem Handel einen Digitalisierungsschub gebracht. Wenn aber künftig mehr online bestellt wird, braucht man weniger Handelsflächen. Die einzigen Gewerbeimmobilien, die von diesen Entwicklungen profitieren, seien Logistik- und Datazentren, stellt Ortner fest.

Doch was ist mit dem Wohnungsmarkt? Der zeige sich bis dato stabil, sagt der Experte. Doch stehen die Aussichten für potenzielle Käufer gut, dass die Zeiten der starken Preisauftriebe vorbei sind, ja, dass es mancherorts zu Rückgängen kommt. Denn wenn die (Geschäfts-)Reisetätigkeit nachlässt, werde sich kurzfristiges Vermieten (etwa über Airbnb) nicht mehr so rechnen. Viele dieser Wohnungen würden künftig regulär zu Wohnungszwecken vermietet oder verkauft werden. Das könnte sowohl die Mieten als auch die Preise nach unten drücken.

Pendeln fällt künftig weg

Der zweite Grund liegt im Home-Office. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sind die Wohnungspreise vor allem in den großen Städten kräftig gestiegen wegen des starken Zuzugs in die Ballungszentren. Wer jedoch im Home-Office arbeitet oder zumindest nicht mehr jeden Tag pendeln muss, sondern vielleicht nur ein oder zweimal in der Woche, nimmt unter Umständen eine größere Distanz zwischen Wohnung und Arbeitsplatz in Kauf. Auch Studierende müssten dank der neuen E-Learning-Angebote nicht mehr unbedingt in die großen Städte ziehen.

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