Black Monday

Vor einer Wirecard-Pleite schützt nur breite Streuung

(c) FrankHoermann / dpa Picture Alliance / picturedesk.com (FrankHoermann)
  • Drucken

Der Wirecard-Skandal hat gezeigt: Sogar Wirtschaftsprüfer und Finanzmarktaufsicht unterliegen spektakulären Fehleinschätzungen.

Die Causa Wirecard ist eine Katastrophe für das in Deutschland – und auch in Österreich – ohnehin nicht stark ausgeprägte Aktienvertrauen. Denn Wirecard ist nicht irgendein windiger Pennystock, sondern ein DAX-Konzern, also eines von 30 Unternehmen, das im höchsten Segment der deutschen Börse gelistet war (und noch ist). Als Wirecard im September 2018 in den DAX aufgenommen wurde, war man in Frankfurt stolz, endlich neben SAP noch ein Vorzeigetechnologieunternehmen zu haben, das einen neben der US-Konkurrenz aus dem Silicon Valley nicht ganz so verblassen ließ. Und nun hat sich herausgestellt, dass vieles davon nur heiße Luft gewesen ist. Die Wirecard-Bilanz war jahrelang künstlich aufgebläht worden.

Jetzt ist der Luftballon geplatzt. Einige, die immer schon vor Aktien gewarnt haben, fühlen sich bestätigt: „Die Altersvorsorge von vielen Menschen ist kaputt – auch weil die Aufsicht gepennt hat“, twitterte Fabio De Masi von der Partei „Die Linke“.
Nun wäre es wohl nicht klug gewesen, seine ganze Altersvorsorge in Wirecard zu stecken. Dennoch ist die Frage berechtigt: Wenn so etwas bei einem DAX-Konzern möglich ist, worauf kann man sich dann als Anleger überhaupt noch verlassen?

Die Frage, warum die Finanzmarktaufsicht Bafin und die Wirtschaftsprüfer von EY so lange nichts bemerkt haben, werden sich die beiden Institutionen noch eine Weile gefallen lassen müssen. Ein Grund ist wohl auch, dass man zu sehr in dem Denken gefangen war, Short-Seller (die auf fallende Kurse wetten) wären schlimmere Spekulanten mit jedenfalls unlautereren Absichten als Vorstände eines DAX-Konzerns.

Denn Wirecard war in den vergangenen Jahren wiederholt Attacken von Short-Spekulanten ausgesetzt, die meinten, mit der Bilanz des Unternehmens stimme irgendetwas nicht. Die Finanzaufseher ermittelten lieber gegen diese. Das taten sie auch noch, als die britische „Financial Times“ in den vergangenen Monaten wiederholt über Unstimmigkeiten berichtete. Bei deren Quelle dürfte es sich ebenfalls um Short-Seller gehandelt haben. Eine Zeit lang verbot man sogar, gegen Wirecard zu wetten.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild: Jahres-PK bei Wirecard
Deutschland

Wirecard-Skandal: Grünen-Chef wirft Scholz Versäumnisse vor

Das Finanzministerium habe sich nicht ausreichend mit dem gefallenen Dax-Konzern auseinandergesetzt, kritisiert Robert Habeck.
Ob der Zahlungsdienstleister Wirecard die Insolvenz überleben kann, wird sich erst zeigen.
Skandal

Aufsicht schlampte bei Wirecard

Der Zusammenbruch des Zahlungsdienstleisters Wirecard hat nicht nur für Management und Wirtschaftsprüfer ein Nachspiel. Auch die Arbeit der Finanzaufsicht wird nun hinterfragt.
Archivbild
Bilanzskandal

Wirecard-Vorstand setzt auf Fortführung des Geschäfts

Die Fortführung sei "im besten Interesse der Gläubiger, hieß es vom Dax-Konzern.
Wirecard-Gründer Markus Braun wurde gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt.
Deutschland

EU schaltet sich in Fall Wirecard ein

Die Insolvenz des Zahlungsanbieters Wirecard wirft in Brüssel Fragen nach Versäumnissen der deutschen Finanzaufsicht auf. Für Merkel ist der Skandal besorgniserregend.
„Einige Branchen werden noch lange leiden“, glaubt Ministerin Schramböck.
Interview

Margarete Schramböck: „Neuen Shutdown überleben wenige“

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) über die Wirecard-Pleite, die Probleme bei den staatlichen Hilfen, Zombie–Unternehmen und die Gefahr einer zweiten Welle.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.