Aufwind

Wie die Sparwut in den USA die Börsen antreibt

Constantin Veyder-Malberg.
Constantin Veyder-Malberg.(c) Akos Burg
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In den Vereinigten Staaten ist die Sparquote erstmals in der Geschichte auf gut 30 Prozent hinaufgeschnellt. Constantin Veyder-Malberg von der Capital Bank erklärt, weshalb das für die Börsenhausse so wichtig ist.

Wien. Die jüngste Börsenrallye sorgt bei manchen Anlegern zunehmend für Verblüffung. Denn das Wirtschaftsumfeld ist aufgrund der Coronakrise alles andere als rosig. Und trotzdem haben viele Aktienindizes seit dem Crash vom März inzwischen wieder kräftig zugelegt.

Für Constantin Veyder-Malberg, Vorstandsmitglied der Capital Bank, ist der Aufwind durchaus nachvollziehbar. „Bei den Aktienbewertungen spielt die unmittelbare Wirtschaftsentwicklung nur eine geringe Rolle“, sagt der Privatbanker im Gespräch mit der „Presse“. „Viel wichtiger ist der langfristige Wachstumstrend.“ Und da rechne der Markt inzwischen mit keinen allzu großen Nachwehen von der Pandemie. „Vielmehr sehen viele Marktteilnehmer endlich ein wenig Licht am Ende des Coronatunnels“.

Kurioses Phänomen in den USA

Das spiegelt sich auch deutlich an den Märkten wider. Immer mehr Anleger trauen sich mittlerweile in Aktien, was entsprechend die Kurse anheizt. Veyder-Malberg meint auch, viele Anleger hätten vor dem Crash ohnedies schon länger auf eine günstige Einstiegschance gewartet. Schließlich hatten die weltweiten Märkte bis dahin die längste Hausse seit der Finanzkrise von 2008 erlebt. Umso mehr boten die Ereignisse vom März eine Kaufgelegenheit, zumal Sparbuch und Anleihen angesichts der mickrigen Zinsen kaum eine Alternative seien: „Dieser Umstand wird uns noch viele Jahre begleiten.“

Das habe vor allem in den USA zu einer interessanten Entwicklung geführt, wirft Veyder-Malberg einen Blick über den Atlantik. Dort hat zuletzt nicht nur die Arbeitslosenrate ein Rekordhoch erreicht. Auch die Sparquote schnellte mit einem Mal von sieben auf über 30 Prozent – ein Rekordhoch. Der Schock aus dem Shutdown der Wirtschaft sitzt schließlich tief, weshalb der Konsum mit einem Schlag hintangestellt wurde. „Dabei fließt ein Großteil dieser Ersparnisse in den Aktienmarkt“, erklärt Veyder-Malberg. Denn auch in den USA sind die Zinsen derart mickrig, dass man nach Abzug der Inflation einen realen Verlust erleidet.

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