Zwischen Töne

Wie man ja sagt, indem man zu seinem Vorgesetzten nein sagt

Den großen Tönen der Sänger folgten ebenso fein modellierte aus Politikermund, als es galt, Wiens scheidenden Opernchef zu ehren.

Zwischentöne über Zwischentöne? Über solche, wie sie am Ende der Abschiedsgala von Staatsoperndirektor Dominique Meyer zu vernehmen waren, als Ex-Bundespräsident Heinz Fischer zu seiner Laudatio anhob.
Fischer erinnerte an die Umstände der Bestellung Meyers. Die Musikfreunde fragten: Dominique Who? So auch Fischer, als ihn die Kulturministerin Claudia Schmid über ihre Entscheidung informierte, den Intendanten des Pariser Théâtre des Champs Elysées nach Wien zu holen.

Fischer ließ anklingen, dass die Ministerin sich über eine dringende Empfehlung ihres Bundeskanzlers hinwegsetzte, der einen ganz anderen Kandidaten favorisiert hatte. Um Freunderlwirtschaft zu vermeiden, hatte Schmid alle Bewerbungsschreiben genau studiert, sie hat sich informiert, wie Meyer seine bisherigen Theater geführt hatte – und sie hörte, nota bene, auf die Empfehlung der Wiener Philharmoniker, das Staatsopernorchester, das mit Meyer als Manager dank etlicher Gastspiele die besten Erfahrungen gemacht hatte.

Zwischentöne? Man kann sich als verantwortungsvoller Kulturpolitiker selbstverständlich über die Wünsche von nicht ganz so kulturaffinen Kanzlern und deren Freundeskreisen hinwegsetzen, wenn man sich für einen Kandidaten entscheidet, der über viele Jahre hin einschlägige Erfahrungen gesammelt und nachgewiesen hat, dass er imstande ist, einen Kulturdampfer vom Format der Wiener Staatsoper zu steuern.
Was auch herauszuhören ist: Dominique Meyer hat damals ein Konzept vorgelegt, dessen Ziele nachvollziehbar klangen und aus der Tradition des Hauses heraus entwickelt waren: Der Erfolg auch der zu jenem Zeitpunkt kühnen Anmutung, man wolle das Sängerensemble wieder stärken, hatte sich am Samstag zuvor anlässlich des Galakonzerts „nachhören“ lassen. Niemand hätte vor zehn Jahren viel verwettet, dass dergleichen im Sommer 2020 möglich sein würde (siehe Kritik auf Seite 21 dieser Ausgabe).

Es war möglich. Und es war möglich, damit eine einzigartig hohe Auslastung zu erreichen, wobei zwei Drittel der Besucher aus dem Inland kamen. Auch die Budgetzahlen „stimmten“ in der Ära Meyer. Das hat jetzt auch in der Coronakrise manches abzufedern geholfen. Kein Wunder also, dass die Mailänder Scala zugegriffen hat, nachdem Wien beschloss, diese Direktionsära nicht zu verlängern; auch das hat Heinz Fischer angemerkt. Meyer und sein exzellenter kaufmännischer Geschäftsführer Thomas Platzer wurden zu Recht zu Ehrenmitgliedern; und Meyer wurde mit minutenlangen Standing Ovations verabschiedet. Ganz ehrlich, ohne Zwischentöne und Hintergedanken . . .

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