RZB: "Haben klar bestanden", Zweifel an Vergleichen

RZB: ''Haben klar bestanden'', Zweifel an Vergleichen
RZB: ''Haben klar bestanden'', Zweifel an Vergleichen(c) Reuters (Leonhard Foeger)
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Das Risiko-Vorstand der Raiffeisen Zentralbank Johann Strobl ist froh über den bestandenen Stress-Test seiner Bank- Strobl. Er kritisiert jedoch, dass die Österreicher für den Osteuropa-Belastungstest härter drangenommen wurden.

Die Raiffeisen Zentralbank (RZB) ist eine der zwei österreichischen Großbanken, die ihre Stress-Testergebnisse am Freitag Abend veröffentlichen mussten. "Wir haben klar bestanden", sagte Risiko-Vorstand Johann Strobl. Er wies auf mangelnde Vergleichbarkeit der Testergebnisse innerhalb Europas und zwischen Bankengruppen hin.

Unter "normalen" Bedingungen, also im Basisszenario, würde das Kernkapital der RZB - kommend von einer Kernkapitalquote von 9,3 Prozent zum Jahresende 2009 - nach zwei Jahren auf 10,6 Prozent steigen. Unter anderem weil der europäische Banken-Aufseherverband CEBS auch in dieser Belastungsübung keine Dividendenzahlungen einrechnet.

Unter Stress würde die RZB nach zwei schweren Jahren (Rezession, mehr Arbeitslosigkeit, höhere Kreditausfälle) in der Kernkapitalrate auf 7,9 Prozent zurück fallen. Rechnet man in einem zweiten Schockszenario noch Kursausfälle bei Staatsanleihen (Sovereigns) ein, fiele sie auf 7,8 Prozent zurück.

Über sechs Prozent gilt als bestanden

Wie berichtet gilt die Prüfung auf Krisentauglichkeit als bestanden, wenn eine Bank nicht unter 6 Prozent rutscht. Gesetzlich liegt das Minimum derzeit bei 4 Prozent Kernkapital (Tier-1).

Strobl sprach von einer "insgesamt sehr vernünftigen Sache", dass CEBS einen relativ konkreten Rahmen vorgab und den nationalen Aufsehern Spielraum einräumte, bei Bedarf strenger vorzugehen. "Das war in Österreich der Fall. Es stört uns nicht. Uns ist es lieber, dass man im Belastungstest eine plausible Vorgangsweise wählt und nachher niemand sagt, dass da was schöngerechnet ist."

Auf der anderen Seite ist das für Strobl aber auch das Haar in der Suppe. Die Vergleichbarkeit sei aus vielerlei Gründen eingeschränkt. Für die österreichischen Banken hat man vor allem für Zentral/Osteuropa (CEE)  schärfere Rezessionsszenarien angenommen als im "normalen" CEBS-Stressszenario.

Strobl: "Nicht wie bei einem Leichtathletik-Bewerb"
"Es ist also nicht wie bei einem Leichtathletik-Bewerb, wo alle ihre 400 Meter auf der gleichen Bahn laufen und einer erster und einer letzter ist", gibt Strobl zu bedenken. Vielmehr würden hier "alle Sport betreiben, aber zu unterschiedlichen Bedingungen."

Leise Kritik von Strobl

Kritik, dass der Test in ganz Europa generell zu lax war, teilt Strobl nicht. Es sei ja nicht um die Simulation einer Weltwirtschaftskrise wie in den Dreißiger-Jahren gegangen. Vielmehr um die Durchrechnung von Belastungen, die nicht ganz unwahrscheinlich sein können. "Es geht darum zu erheben, wieviel Schaden entsteht, wenn bestimmte Entwicklungen eintreten und nicht gegengesteuert wird. Es kritisiert ja auch niemand: Wenn nicht zwanzig Prozent der Schüler durchfallen, ist der Lehrer nicht streng genug. Wichtig ist, ob die Kinder am Ende lesen, schreiben und rechnen können."

Strobl teilt die Ansicht der Aufseher, dass die Stresstests zu einer positiven Klärung beitragen können. Die Tests zeigten auf, dass für Europas Regierungen die Gefahr "überschaubar" wäre, in Schwierigkeiten geratenen Banken wieder helfen zu müssen. Und infolge der Staatsverschuldungs-Debatten sollte insofern Entspannung eintreten, als dabei durch die Banken selber nicht noch große Belastungen dazu kommen würden.

Folgendes wurde laut RZB simuliert: Der Stresstest umfasste ein von CEBS vorgegebenes Grundszenario und zwei Krisenszenarien. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat für die österreichischen Banken strengere Maßstäbe gesetzt als vom CEBS vorgegeben, um deren Ostrisiko genauer darzustellen. Das Grundszenario nahm für die EU-27 ein Wachstum von 1,0 Prozent für 2010 und von 1,7 Prozent für 2011 an. Beim "Adverse Scenario" wurde unterstellt, dass die Wirtschaftsleistung 2010 stagniert und 2011 um 0,4 Prozent schrumpft. Insgesamt wurde somit über den Zwei-Jahres-Zeitraum ein gegenüber dem Grundszenario um rund 3 Prozentpunkte gesunkenes Wachstum angenommen. Für Osteuropa wurden schärfere Rezessionsraten angesetzt.

(APA)

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