Behandlung psychischer Probleme auf den sozialen Medien: Wo sind die Grenzen, wo die Gefahren, wo die Chancen?
Entstigmatisierung

Likes für die Depression: In sozialen Medien zur mentalen Gesundheit?

Psychische Erkrankungen werden in sozialen Medien immer sichtbarer. Aber führt es tatsächlich zur angestrebten Entstigmatisierung, wenn die Depression tausendfach geliked wird, oder direkt ins nächste Tal?

Begibt man sich auf einen Streifzug durch die sozialen Medien, gleicht dieser oft auch einem durch die heile Welt. Lachende Gesichter, schöne Menschen, idyllische Orte. Aber es geht auch anders: Bilder von Narben an den Unterarmen, Postings über Selbstverletzungen, Menschen, die aus Klinikaufenthalten heraus über die stationäre Therapie sprechen. Dem Thema „Mental Health“ wird in den sozialen Medien immer mehr Raum gegeben, psychische Erkrankungen sollen, indem offen über sie gesprochen wird, enttabuisiert werden.

Aber was hat es für Folgen, wenn mit der breiteren Masse über individuelle Probleme gesprochen wird? Wenn Krankheitsbilder miteinander verglichen oder abgewogen werden, auch Menschen ohne professionellen Hintergrund Ratschläge zur Behandlung geben? Und was macht das mit der eigenen Gesundheit, wenn die psychische Erkrankung Bestätigung und Anklang findet und hundertfach geliked wird? Wo liegen die Grenzen, wo die Gefahren und wo die Vorteile, wenn in den sozialen Medien ebenfalls Betroffene nur einen Hashtag entfernt sind?

„Gemeinsam einsam sein“

„Zumindest bei uns“, erläutert die deutsche Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer, „lernt man in der Schule kaum etwas über die mentale Gesundheit oder darüber, wie man sich um seine Seele kümmert - oder dass man überhaupt eine Seele hat. Man spricht nicht über psychische Erkrankungen, wie sie sich äußern oder was man dagegen tun kann.“ Dieses Wissen müsse man sich auf anderen Wegen aneignen - zum Beispiel über die sozialen Medien. In diesem Sinne ist sie seit zweieinhalb Jahren mit ihrem Account @diepsychotherapeutin auf Instagram tätig und will dort aufklären, zur Selbstreflexion und zum Denken anregen. Mit ihr haben viele weitere Psychotherapeuten den Weg in die sozialen Medien gefunden. Freilich wollen viele von ihnen auch potenzielle Klienten erreichen - viele aber eben niederschwellig zu psychischen Erkrankungen und deren Behandlungsmöglichkeiten informieren und Aufmerksamkeit und Sensibilität für das Thema „mentale Gesundheit“ schaffen.

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