Südtirol

Trentinos 90 "Problembären": Vorfälle und Videos häufen sich

Bärenvorfall am Wochenende
Bärenvorfall am WochenendeScreenshot Facebook-Video, Nones
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In Südtirol ist es zuletzt zu mehreren Zwischenfällen mit Bären gekommen. Erst am Wochenende wurde ein neues Video veröffentlicht. Der Trentiner Landeshauptmann kündigte die Tötung eines Bären an.

Die beiden Trentiner Männer - Vater und Sohn -, die letzten Montag am Monte Peller im Tal Val di Non von einem Bären angegriffen und verletzt wurden, setzen sich gegen die angeordnete Erlegung des Tieres ein. "Ich bin absolut gegen die Tötung der Bären, doch man muss mit ihnen anders umgehen", so der 28-jährige Christian Misseroni im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera".

"Sowohl ich als auch mein Vater sind gegen die Tötung des Bären, auch wenn wir Jäger sind, weil wir Respekt für die Berge und ihre Tierwelt haben. Das Bärenproblem muss jedoch in Angriff genommen werden", betonte Misseroni, der nach der Attacke durch den Bären mit leichten Verletzungen davon gekommen war. Die Kastrierung einiger Tiere könnte eventuell eine Lösung sein.

Das Antreffen von Bären in Südtirol wird immer häufiger. Das zeigt auch ein neues Video, das vergangegenes Wochenende entstanden ist. Ein Mann geht sicherheitshalber und läuft nicht davon: „Der Bär hat mich etwa zwei Minuten verfolgt. Todesangst hatte ich keine, aber mir gingen tausend Sachen durch den Kopf,“ sagt er zu einer lokalen Zeitung. Auch vor ein paar Wochen ging ein Video eines 12-Jährigen um die Welt, der beim Antreffen eines Bärens ruhig blieb. Sein Vater filmte den Vorfall.

90 Bären in kleiner Region

Die Zahl der Bären im Trentino sei in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Tiere würden wegen der zunehmenden Anwesenheit von Menschen in den Bergen gestört, meinte Misseroni. Bären seien immer häufiger unweit der Dörfer zu sehen. "Man muss intelligente Lösungen finden", forderte Misseroni. Die Gefahr sei ansonsten, dass es zu tödlichen Begegnungen von Menschen mit Bären komme.

Im Trentino leben rund 90 Bären, das ist für ein relativ kleines Gebiet ziemlich viel. Sie wurden Ende der 90er-Jahre mit einem EU-Programm in der Alpenregion wieder angesiedelt. Doch der Traum von der friedlichen Existenz zwischen (Wild-)tier und Mensch scheint mittlerweile ausgeträumt. "Es ist kein einfaches Verhältnis. Der jetzige Vorfall könnte den Konflikt weiter anheizen", sagt Marco Galaverni, wissenschaftlicher Direktor beim Umweltschutzbund WWF. Die Menschen in der Region müssten viel besser aufgeklärt werden, dass sie sich in einem Gebiet mit Bären befinden. Auch Urlauber müssten Bescheid über korrektes Verhalten wissen.

Eines der berühmtesten Trentiner Exemplare war "Problembär Bruno", der bis nach Deutschland wanderte und nach einem riesigen Medienrummel schlussendlich im Sommer 2006 in Bayern erlegt wurde.

Wanderer „nur auf Weg unterwegs“

Misseroni und sein Vater Fabio waren bei Anbruch der Dunkelheit am Monte Peller unterwegs, als sie auf einem Weg von dem Bären angegriffen wurden. "Jemand behauptet, wir hätten etwas getan, um den Bären zu erschrecken. Das ist falsch, wir wanderten einfach nur auf dem Weg. Jetzt habe ich Angst, wieder in die Wälder zurückzukehren", sagte Misseroni.

Der Sohn und der Bär standen einander plötzlich Nase an Nase gegenüber. Der 28-Jährige ging zu Boden, das Tier begrub ihn unter sich. Der Vater stürzte sich daraufhin auf den Bären, um seinen Sohn zu befreien. Der 59-jährige Fabio Misseroni erlitt bei dem Vorfall Knochenbrüche an einem Bein und tiefe Wunden. Der Sohn kam mit oberflächlichen Verletzungen davon. Die Trentiner Behörden kündigten eine Suchaktion an, um den Bären aufzuspüren.

Tierschützer haben sich auf die Seite des Bären gestellt. Der Naturschutzverband Legambiente beauftragte seine Anwälte, Anzeige gegen den Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti einzureichen. Der Politiker hatte am Mittwoch einen Erlass zur Erlegung des Bären angekündigt. Der italienische Umweltminister Sergio Costa hatte daraufhin einen Appell zur Rettung des Bären an die Behörden im Trentino gerichtet. Er prüfe einen Einspruch gegen den Erlass der Trentiner Behörden, die den Bären erlegen wollen, teilte der Minister mit.

Umweltminister Sergio Costa gegen Tötung

Der italienische Umweltminister Sergio Costa hat an die Behörden im Trentino einen Appell zur Rettung des Problembären gerichtet, der den 59-jährigen Mann und seinen 28-jährigen Sohn angegriffen hat. Er prüfe einen Einspruch gegen den Erlass der Trentiner Behörden, die den Bären erlegen wollen, teilte der Minister mit.

"Erst nachdem sichere wissenschaftliche Informationen zum Bären gesammelt worden sind, kann man technische Lösungen prüfen, die meiner Ansicht nach nicht zur Erlegung des Tieres führen sollen", hieß es in einem Brief Costas an den Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti. Sein Ministerium prüfe, ob rechtliche Voraussetzungen für einen Rekurses gegen den von Fugatti unterzeichneten Erlass vorhanden seien, hieß es im Schreiben des Ministers.

(APA/ Red.)

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