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Jagdsaison für Paparazzi

Mit einer Schutzmaske zeigten sich bisher weder Boris Johnson noch Angela Merkel. Die deutsche Kanzlerin hütet ihre Geheimnisse. Die Fotografenmeute packte sie aber jetzt gleichsam bei ihrer Berufsehre.

Nun, da die Flugzeuge wieder abheben, hebt auch die Reisediplomatie wieder an. Emmanuel Macron jettete kürzlich zum Meinungsaustausch mit den Regierungschefs nach London und Berlin. So unterschiedlich Boris Johnson, der impulsive Altphilologe mit dem Schalk im Nacken, und Angela Merkel, die trockene Physikerin der Macht, auch sein mögen – eine Maske trug keiner von ihnen. Macron hatte seine indes sicherheitshalber eingesteckt.

Womöglich hatten sie Donald Trumps Diktum vor Augen: „Wollen Sie so aussehen wie Joe Biden?“ Die Annäherung war zögerlich – kein Wangenküsschen, kein Handshake, nur ein schüchternes Namaste, der indische Willkommensgruß samt Verbeugung. Und dazwischen der rote Teppich, quasi als Sicherheitsabstand.

Undenkbar, dass Merkel als Zeichen ihrer Fitness für ein Boulevardblatt im Büro Liegestütze vorexerzieren würde wie Boris Johnson. Die Kanzlerin hütet ihre Geheimnisse. „Das werde ich Ihnen nicht verraten“, sagte sie auf die Frage, in welchem Supermarkt sie beim Einkaufen mit Schutzmaske anzutreffen sei. Wo sie in Berlin-Mitte und in der Uckermark Wein & Co. kauft, ist freilich ein offenes Geheimnis. Merkel hat die Fotografen jetzt bei ihrer Berufsehre gepackt: Für die Paparazzi ist die Jagdsaison eröffnet. Merkel in schwarz oder in weiß, wie die Fußballnationalmannschaft? Jedenfalls sicher nicht in Schwarz-rot-gold.

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