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Microsoft Edge: Zuerst die Daten, dann die Zustimmung

Die Presse/Clemens Fabry
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Microsoft will Nutzer vom hauseigenen, neuen Browser überzeugen. Dafür wählte das Unternehmen einmal mehr einen fragwürdigen Weg.

Einst der einzige Browser der Wahl, heute mit einem Marktanteil von knapp sieben Prozent nur noch an dritter Stelle. Auch die Neubenennung von Explorer auf Edge hat nicht die erhoffte Trendumkehr gebracht. Zu langsam, technisch veraltet und zu viel Werbung, lauteten die Vorwürfe. Meist wird Edge nur einmal geöffnet, um den Browser der Wahl zu installieren. Mit einer neuen Funktion wollte Microsoft die Nutzer vom neuen Browser überzeugen. Doch das Gegenteil trat ein.

Kein Internetbrowser hat so einen schlechten Ruf, wie jener von Microsoft. Die einstige Marktdominanz wurde jäh durch die Kartellstrafe der EU gebrochen. Ab 2009 musste Microsoft seinen Nutzern die Wahlmöglichkeit lassen. Schnell übernahmen Mozillas Firefox und Google Chrome. Heute hält der Google-Browser bei knapp 70 Prozent Marktanteil. Als das Urteil gegen Microsoft fiel, hielt man 60 Prozent der Marktanteile.

Seit diesem EU-Urteil konnte Microsoft nicht mehr an frühere Erfolge anschließen. Auch das große Update auf Edge, das mit Windows 10 2015 veröffentlicht wurde, konnte nicht überzeugen. Mit dem neuen Microsoft-Browser soll alles anders werden. Der verwendete technische Unterbau des Chrome-Browsers bietet eine Reihe von Zusatzfunktionen und punktet bei der Schnelligkeit und ist nahezu mit Chrome und Firefox auf Augenhöhe.

Nach dem automatischen Update auf die neueste Version, bleibt einem als Nutzer auch nichts anderes übrig als dem Edge-Browser zumindest ein paar Minuten Aufmerksamkeit zu schenken. Taucht doch auch ein großes Fenster dazu auf dem Bildschirm auf, das sich nicht so leicht entfernen lässt.

Wie nun das IT-Portal Heise berichtet, zapft der Browser dabei noch die verwendeten Programme wie Chrome und Firefox an und importiert ungefragt Lesezeichen, Favoriten, Verlauf und gespeicherte Formulardaten.

Durchaus ein bekannter Vorgang, aber erst nachdem man als Nutzer aktiv zugestimmt hat. Die holt sich Microsoft auch - nachher. Wird die Einwilligung verweigert, werden die Daten gelöscht. Jedoch nicht, wenn die Einrichtung mittendrin abgebrochen wird. Dann bleiben sie wo sie sind. Ein Microsoft-Sprecher zu WindowsCentral: "Wenn ein Kunde den neuen Microsoft Edge Browser während der Ersteinrichtung mit dem Task Manager beendet, werden die Daten möglicherweise nicht komplett gelöscht. Wir raten unseren Kunden daher, den Setup-Prozess nicht vorzeitig abzubrechen."

Es ist nicht das erste Mal, dass Microsoft derart aggressiv vorgeht, wenn es um Updates für das hauseigene Betriebssystem geht.

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