Analyse

So viele neue Wohnungen wie noch nie

Wohnkompanie
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Heuer kommen in Wien rund 19.000 neue Wohnungen auf den Markt. Wer auf fallende Preise hofft, dürfte aber enttäuscht werden.

Der Wiener Wohnungsmarkt strebt heuer auf einen neuen Rekord zu. Laut einer aktuellen Analyse des Immobilienberatungsunternehmens EHL werden rund 19.000 Wohnungen fertiggestellt, davon 9000 bereits im ersten Halbjahr. Damit, so Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin EHL Wohnen, liege das Angebot an zusätzlichen Wohnungen erstmals seit vielen Jahren über der strukturellen Nachfrage.

Verantwortlich für die hohe Produktion ist laut EHL vor allem eine Reihe von Großprojekten mit jeweils mehreren hundert Einheiten, die heuer zur Vermarktung kommen. Als Beispiele genannt werden das ehemalige „Ensemble“ auf der Erdberger Lände oder das Projekt Südhang Oberlaa in Favoriten. Die Errichtung zusätzlicher Wohnungen in zentrumsnahen Lagen wird hingegen wegen der immer geringeren Verfügbarkeit geeigneter Liegenschaften und Objekte stagnieren.

Baubewilligungen rückläufig

In den kommenden Jahren sei hingegen ein deutlicher Rückgang bei den Fertigstellungen zu erwarten, auf rund 11.000 im nächsten und etwa 10.000 im Jahr darauf, sagt Bauernfeind. „Darauf deuten die schon länger rückläufigen Baubewilligungen hin", betont die Expertin, die darin unter anderem einen Corona-Effekt ausmacht: „Heuer wurden mit rund 8.800 um 40 Prozent weniger Baubewilligungen auch deswegen erteilt, weil Architekten oder Statiker länger im Home-Office waren und Bauverhandlungen ausgefallen sind." Eine neue Wohnungsnot komme auf Wien dadurch aber nicht zu, „da die jährlichen Fertigstellungen mit gut 10.000 Einheiten immer noch deutlich über den ungefähr 7.000 in den Jahren bis 2015 liegen."

Moderate Preissteigerungen

Die Nachfrage sowohl nach Eigentumswohnungen als auch nach Mietwohnungen sei nach wie vor „sehr gut", so Bauernfeind. Bei den Preisen für Eigentum rechnet sie mit einem Plus von zwei bis drei Prozent, die Mieten werden auf hohem Niveau stagnieren. Letzteres sei auch dadurch bedingt, dass ein Großteil der neu auf den Markt kommenden Wohnungen – rund 70 Prozent – als Mietwohnungen konzipiert sind. „Das ist vor allem dem Interesse großer institutioneller Investoren geschuldet, die langfristige Bestände aufbauen wollen“, erläutert Bauernfeind. Als Konsequenz davon werde es immer schwieriger, gute Eigentumsprojekte auf dem Markt zu finden.

Bedeutung von Freiflächen nimmt zu

Bisher relativ wenig Einfluss auf den Wohnungsmarkt habe die Coronakrise gehabt und das werde sich auch längerfristig nicht ändern, betont die Expertin. Weder gäbe es besondere Ausschläge bei den Preisen, noch hätten sich die Präferenzen der Wohnungssuchenden groß geändert. Die einzige Ausnahme bilde die Bedeutung von Freiflächen: „Der Wohnwert von Balkonen und Terrassen ist nach wochenlanger Zeit zu Hause noch offensichtlicher geworden", so die Expertin.

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