Umwelt

Privates Geld soll den Klimaschutz vorantreiben

Grüner Strom.
Grüner Strom.APA/GEORG HOCHMUTH
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Der Klimafonds will Unternehmen und Gemeinden dabei helfen, grüne Projekte zu finanzieren, indem er ihnen bestimmte Kosten abnimmt. Investieren sollen dann aber Private. Dafür stehen 1,1 Mio. Euro zur Verfügung.

Damit Österreich seine Klimaziele erreichen kann, müssten jährlich 17 Mrd. Euro investiert werden. Der Staat allein kann diese Kosten aber nicht stemmen. Daher will die Regierung nun auch die Bürger dazu einladen, sich an der Klimawende zu beteiligen. „Die Entscheidungen, die wir heute am Finanzmarkt treffen, sind das Wirtschaften von morgen“, sagt Umweltministerin Leonore Gewessler von den Grünen.

Deshalb hat der Klima- und Energiefonds gemeinsam mit dem Umweltministerium am Dienstag ein Förderprogramm lanciert, dass unter anderem Unternehmen, Gemeinden und Städten bei der „grünen“ Projektentwicklung helfen soll und ihnen auch Nebenkosten auf dem Weg zum Finanzmarkt abnimmt. Denn oft scheitern klimafreundliche Projekte schon in der frühen Phase, sagt Klimafonds-GeschäftsführerIngmar Höbarth. Um dem entgegenzuwirken, unterstützt man die Interessenten beim Aufsetzen von entsprechenden Businessplänen, die dann die Basis „für eine erfolgreiche Finanzierung“ bilden können. Gefördert werden klimafreundliche Projekte mit jeweils 20.000 bis 60.000 Euro, je nach Höhe der Projektkosten. Letztere dürfen sich auf maximal 50 Mio. Euro belaufen.

„Ein lernendes Programm“

Welche Anträge den Zuschlag erhalten, wird von einer Fachjury bewertet und dann vom Präsidium des Klimafonds entschieden. Wer in der Jury sitzt, darüber wollte man keine Auskunft geben da sonst Einfluss auf Mitglieder genommen werden könne, wie es heißt.

Neben der Wirtschaftlichkeitsberechnung besteht der zweite wesentliche Teil des Pakets aus der finanziellen Unterstützung von Nebenkosten, die beim Gang auf den Kapitalmarkt anfallen. Also etwa bei der Erstellung von Kapitalmarktprospekten oder bestimmten Zertifizierungen. Ziel ist es, dass sich die Projekte, über grüne Anleihen oder via Crowd finanzieren. In Summe stehen für beide Teile des Programms 1,1 Millionen Euro zur Verfügung, Einreichungen sind zunächst bis Ende Februar des kommenden Jahres möglich. Das ganze sei ein Testballon, sagt Höbarth. „Wir bekennen uns zu einem lernenden Programm.“

Wie viel privates Kapital eingesammelt werden soll, wollte man am Dienstag auf Anfrage nicht beziffern. In erster Linie wolle man kleinere und mittelgroße Vorhaben unterstützen, „damit die Unternehmen überhaupt zum Finanzmarkt kommen“, so Gewessler. Höbarth zeigte sich allerdings davon überzeugt, dass bei den Österreichern ausreichend Geld vorhanden sei, das investiert werden könne. Er verwies auf das heimische Finanzvermögen, dass sich auf mehrere hundert Milliarden Euro beläuft.

Nicht ohne Risiko

Michael Trcka, Finanzvorstand der WEB Windenergie, die sich gewissermaßen als Pionier für grünen Finanzierungen in Österreich betrachtet, räumte aber ein, dass „investieren, immer auch Vertrauen bedeutet und mit einem Risiko verbunden“ sei. Weshalb Privatinvestoren mitunter nicht alles auf eine Karte setzen sollten.

Schon seit einigen Jahren setzt die internationale Finanzindustrie verstärkt auf nachhaltige Investments. Nicht zuletzt weil institutionnelle Investoren dafür sorgen müssen, dass das Vermögen ihrer Kunden auch in Zukunft nicht verloren geht. Für Privatanleger gibt es deshalb immer mehr Produkte in diesem Bereich – der allerdings nach wie vor eine Nische ist.(nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2020)

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