Österreich befindet sich in einer kritischen Phase der Epidemie. Die Zahl der Ansteckungen scheint zwar unter Kontrolle zu sein, wirklich stabil ist die Lage aber nicht, wie jüngste Cluster-Bildungen in mehreren Bundesländern zeigen. Von Dienstag auf Mittwoch wurden wieder erstmals seit langem mehr als 100 Neuinfektionen verzeichnet.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ist „in Sorge“. Grund dafür ist die „Sorglosigkeit“ in Teilen der Bevölkerung, die laut Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien zu einem leichten Anstieg der Infektionszahlen in den vergangenen Tagen geführt hat und zu einem stärkeren, vielleicht sogar unkontrollierten in den kommenden Wochen führen könnte. Von Dienstag auf Mittwoch wurden österreichweit 111 Neuinfektionen verzeichnet. Gleichzeitig wird aber an den Lockerungen der Maßnahmen zur Kontaktreduktion festgehalten, schließlich sei die Lage „recht stabil“, wie Anschober am Dienstag sagte. Was sich teils widersprüchlich anhört, ist genau die kritische Phase, die auf dem Höhepunkt der Ausbreitung des Coronavirus im März und April für den Sommer erwartet worden war:
Ein Land mit sehr niedrigen Infektionszahlen, die ein einigermaßen gewöhnliches soziales, kulturelles und wirtschaftliches Leben ermöglichen, solange ein paar zumutbare Regeln mit Ablaufdatum eingehalten werden. Die aber schnell aus dem Ruder laufen können, wenn durch die Erfolge der vergangenen Monate der Leichtsinn überhandnimmt und das Virus eine Aktivität erreicht, die das erneute Auffahren schwerer Geschütze notwendig macht.