Konjunkturprognose

ifo sieht Belebung der deutschen Wirtschaft

APA/dpa/Julian Stratenschulte
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"Von nun an geht es schrittweise wieder aufwärts", sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Nach einem Rekordeinbruch im zweiten Quartal dürfte sich die deutsche Wirtschaft aus Sicht des ifo-Instituts wieder spürbar erholen. Nach einem erwarteten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zwischen April und Juni um 11,9 Prozent zum Vorquartal, dürfte es im dritten Quartal um 6,9 Prozent nach oben gehen, Ende 2020 um 3,8 Prozent, so die Münchner Forscher und Regierungsberater am Mittwoch.

Man erwarte einen Aufstieg aus dem Corona-Tal. "Von nun an geht es schrittweise wieder aufwärts", sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

"Die kräftigen Raten in der zweiten Jahreshälfte erklären sich durch die niedrige Produktion an Waren und Dienstleistungen während der Schließung der Wirtschaft." Dies sei mittlerweile gelockert oder für manche Wirtschaftszweige bereits aufgehoben worden, ergänzte Wollmershäuser. Im Gesamtjahr dürfte die Wirtschaft um 6,7 Prozent einbrechen - und damit so stark wie nie in der Nachkriegszeit. 2021 soll das BIP laut ifo wieder um 6,4 Prozent wachsen, "so dass die Wirtschaftsleistung von Ende 2019 dann Ende 2021 wieder erreicht wird".

Einbruch des Exports

Die Zahl der Arbeitslosen dürfte im Jahresschnitt von 2,3 auf 2,7 Millionen steigen und 2021 wieder auf 2,6 Millionen sinken. Die Beschäftigtenzahl werde im Jahresschnitt von 45,2 Millionen auf 44,8 Millionen heuer fallen und kommendes Jahr wieder leicht auf 44,9 Millionen zulegen. Demnach geben sich Verbraucher und Unternehmen in der Rezession deutlich zurückhaltender. Der private Konsum dürfte heuer um 6,4 Prozent zurückgehen und die Ausrüstungsinvestitionen sogar um rund 20 Prozent schrumpfen. Kräftigen Gegenwind spürt auch der Außenhandel. Die deutschen Exporte gehen laut ifo 2020 um 13,3 Prozent zurück und die Importe sinken um 7,7 Prozent.

Die Coronakrise hinterlässt auch im Staatshaushalt deutliche Spuren: Der Saldo von Einnahmen und Ausgaben rutscht den Forschern zufolge von plus 50,4 Milliarden Euro 2019 auf minus 175,8 in diesem Jahr. Auch 2021 werde der Haushalt mit minus 76,5 Milliarden Euro weiter in den roten Zahlen sein.

Im Juni mehr Arbeitslose

Im Juni waren 2,853 Millionen Menschen ohne Job, 40.000 mehr als noch im Mai und 637.000 mehr als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 6,2 Prozent. Normalerweise sinkt die Zahl der Arbeitslosen im Juni am Ende der Frühjahrsbelebung saisonbedingt.

Im April sei der höchste jemals erreichte Stand an Kurzarbeitern in der deutschen Bundesrepublik erreicht worden, so die Bundesagentur bei der Vorlage ihrer Monatsstatistik. Demnach waren im April 6,83 Millionen Menschen in Kurzarbeit, nach 2,49 Millionen, die noch im März gemessen wurden.

Insgesamt haben in der Coronakrise inzwischen Betriebe für mehr als 12 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet. Zu den 11,8 Millionen im März, April und Mai kamen im Juni noch einmal Anzeigen für 342.000 Menschen hinzu, berichtete die Bundesagentur. Erfahrungsgemäß wird Kurzarbeit nicht in allen angezeigten Fällen realisiert. Die Bundesagentur rechnet mit den Betrieben mit einer Verzögerung von drei Monaten ab.

"Der Arbeitsmarkt ist wegen der Coronakrise weiterhin unter Druck", sagte der Vorstandschef der Bundesagentur, Detlef Scheele. "Der massive Einsatz von Kurzarbeit stabilisiert aber den Arbeitsmarkt."

Gestiegen ist in der Coronakrise auch die Zahl der Hartz-IV-Empfänger in Deutschland. Deren Zahl habe im Juni bei 4,076 Millionen gelegen, 152.000 Personen mehr als im Juni 2019. Damit waren im Juni nach Angaben der Bundesagentur 7,5 Prozent der Personen im erwerbsfähigen Alter auf Hilfe angewiesen.

(APA/Reuters/dpa)

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