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Bruder von Ex-Papst Benedikt XVI. gestorben

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Georg Ratzinger, Priester und Kirchenmusiker, verstarb am Mittwochvormittag 96-jährig in Regensburg. Sein Bruder Joseph hatte ihn erst im Juni besucht, es war ein Abschied gewesen, Georg war schwer krank gewesen.

Georg Ratzinger, der Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI., bürgerlich Joseph Ratzinger, ist am Mittwoch 96-jährig in Regensburg (Bayern) gestorben. Er war zuletzt gesundheitlich schwer angeschlagen gewesen, weswegen sein jüngerer, in Rom lebender Bruder Joseph (93) ihn noch im Juni besucht hatte. Das war dessen erste Reise außerhalb Italiens seit 2013 gewesen, dem Jahr, als er als Papst (Amtsantritt 2005) zurückgetreten war.

Wie deutsche Medien berichten, sei Georg Ratzinger, der ebenfalls Priester war, gegen 11 Uhr friedlich eingeschlafen.

Georg Ratzinger wurde im Jänner 1924 in Pleiskirchen nahe Altötting (Oberbayern) als Sohn eines Gendarmen und einer Köchin geboren. Neben seinem Bruder Joseph hatte er noch eine Schwester, Maria (1921-1991). Als Elfjähriger spielte Georg Ratzinger Kirchenorgel, erhielt später professionellen Musikunterricht. Im Zweiten Weltkrieg wurde er in die Wehrmacht eingezogen, kam in die Niederlande und nach Italien, wo er 1944 im Gefecht verwundet wurde und gegen Kriegsende 1945 in US-Gefangenschaft geriet. Im Sommer 1945 kam er zurück nach Bayern.

Langjähriger Domkapellmeister zu Regensburg

1946 traten er und Joseph ins Priesterseminar der Erzdiözese München und Freising ein, beide erhielten 1951 die Priesterweihe. Georg studierte zudem Kirchenmusik in München, wurde Chordirektor in Traunstein, 1964 Domkapellmeister am Regensburger Dom und Chef der Regensburger Domspatzen. Bis zu seinem Rücktritt 1994 entstanden unter seiner Leitung Einspielungen großer Werke der christlichen Chormusik, dazu gab es Reisen des Chors etwa nach Kanada, Japan, Polen, Rom und in die USA.

Nach 1994 lebte Georg Ratzinger als Kanonikus des Kollegiatstiftes St. Johann in Regensburg. 2011 erschien das Buch „Mein Bruder, der Papst", eine Sammlung von Erinnerungen Georg Ratzingers, aufgezeichnet in Gesprächen mit dem Journalisten Michael Hesemann.

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Georg Ratzinger wurde vielfach geehrt, etwa mit den Verdienstorden Bayerns, der Bundesrepublik Deutschland und dem Großen Verdienstorden Italiens. Seit 2010 war er allerdings wiederholt unter Beschuss geraten, weil er als Domkapellmeister und Chef der Regensburger Domspatzen gelegentlich gewalttätig geworden sei. Er selber räumte etwa Ohrfeigen ein, sagte aber, dass das früher bisweilen eben normal gewesen sei, speziell bei „Verfehlungen oder bewusster Leistungsverweigerung."

Einige ehemalige Domspatzen bezeichneten ihn als Choleriker, der schon einmal auch Gesangsbücher und Sessel in den Chor warf, wenn etwas gesanglich nicht passte. Andere frühere Chormitglieder nahmen ihn in Schutz und wollten sich an keine solchen Vorfälle erinnern. Er selbst dementierte auch stets, Kenntnis über sexuelle Übergriffe im Chor gehabt zu haben.

2019 folgerte indes eine vom Bistum Regensburg initiierte Studie, dass Ratzinger seinen fürsorglichen Auftrag gegenüber zahlreichen Schülern nicht erfüllt habe. Die Rede war von physischer und psychischer Gewalt.

(Reuters)

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