Krankenkasse

Neuer ÖGK-Obmann will einfacheren Zugang zu Studium für Allgemeinmedizin

PK OeGK : HUSS
PK OeGK : HUSSAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Andreas Huss übernimmt mit 1. Juli für ein halbes Jahr die Obmannschaft der ÖGK. Er stellte sieben Ansprüche an die neue Krankenkasse vor.

Andreas Huss, seit 1. Juli für ein halbes Jahr Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), hat zu seinem Amtsantritt ein Arbeitsprogramm für den Ausbau des Gesundheitswesens vorgelegt. Zentraler Punkt ist die Verbesserung der hausärztlichen Versorgung. Geht es nach Huss, soll es einen leichteren Unizugang für jene geben, die Allgemeinmediziner werden wollen.

Wie der Arbeitnehmervertreter in einer Pressekonferenz am Mittwoch ausführte, sollen sich potenzielle praktische Ärzte künftig entweder den Medizinaufnahmetest ersparen oder nur eine abgespeckte Version absolvieren müssen. Auch ein einschlägiger Zivil- oder freiwilliger Sozialdienst soll hier Vorteile bringen. Stipendien sind ebenso angedacht. Im Gegenzug müssten sich die Absolventen dazu verpflichten, mindestens zehn Jahre lang dem öffentlichen Gesundheitssystem als Allgemeinmediziner zur Verfügung zu stehen.

Huss will diese Idee nun mit dem Gesundheits- und dem Bildungsminister diskutieren. Er kritisierte, dass das Modell des Familienarztes zuletzt unter die Räder gekommen sei, weil gerade Menschen mit hoher sozialer Intelligenz, die sich nicht so sehr für eine Forscherkarriere interessierten, aus dem Studium hinausselektiert würden.

Darmkrebs-Screening für ganz Österreich

Die weiteren Punkte, die sich die rbeitnehmervertreter in der Kasse bis 2025 gesetzt haben, umfassen ein österreichweites Impfprogramm und die Sicherung der oft kostspieligen Medikamentenversorgung, die Sicherstellung auch von Ergotherapie oder Logotherapie im kassenfinanzierten Bereich oder den Ausbau der Gesundheitshotline 1450.

Weiteres Ziel seien strukturierte Betreuungsprogramme für chronisch Kranke wie etwa Diabetiker - hier sei sogar Großbritannien besser aufgestellt als Österreich. Bei der Vorsorge will Huss ein Darmkrebs-Screening-Programm nach Vorarlberger Vorbild in ganz Österreich ausrollen; allein dort habe man sich dadurch nicht nur viel Leid, sondern auch 75 Mio. Euro an Behandlungskosten erspart. Und: Die Zahl der subjektiv wahrgenommenen gesunden Lebensjahre soll gesteigert werden.

„Geld im System vorhanden“ 

All das koste etwas, das Geld sei aber im System vorhanden, zeigte sich Huss überzeugt. Im Rahmen der Zielsteuerung könnte eine Finanzierung gewährleistet werden. "Es gibt dann immer eine Lösung, es müssen sich die Systempartner halt gemeinsam hinsetzen", meinte Huss.

Mit der Fusion der neun Gebietskrankenkassen zur ÖGK hat sich der neue Obmann inzwischen abgefunden. Begeistert sei man bekanntlich nicht gewesen, aber: "Wir müssen ganz einfach das beste daraus machen." Es gehe nun darum, das Optimum für die Versicherten herauszuholen.

Kritik von ÖVP-Vertretern

Kritik an Huss gab es postwendend vom Wirtschaftsbund - allerdings nicht so sehr für seine Vorschläge als für seinen Auftritt, den der ÖVP-Bund als „One-Man-Show“ bezeichnete. Auch bei der Kassenfinanzierung, die Huss vorschlägt, ärgerte man sich. "Das riecht stark nach dem Ziel, die SV-Beiträge der Dienstgeber anheben zu wollen", vermutete Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger: "Das wird es mit uns sicher nicht geben. In dieser Krisenzeit müssen wir alles tun, um Arbeitsplätze zu sichern. Eine weitere Erhöhung der Lohnnebenkosten würde nur die Arbeitslosigkeit befeuern. Ich erwarte mir von Huss eine Klarstellung gegen eine Beitragserhöhung."

Auch die ÖVP-Arbeitnehmerseite in der ÖGK lehnte Huss' Auftritt ab. Er würde nicht für alle Arbeitnehmervertreter sprechen, hieß es.

(APA/Red.)

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