Formel 1

Auftakt von Vettels großer Abschiedstournee

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Mit dem Start der Königsklasse in Spielberg beginnt nicht nur die Jagd auf Titelverteidiger Lewis Hamilton, sondern auch die finale F1-Saison von Sebastian Vettel. Das Aus bei Ferrari könnte sein größter Antrieb und Vorteil sein.

Spielberg. Abstand halten, kein Kontakt zu anderen Teams, deren Mitarbeitern. Aktueller Corona-Test, aus dem Flugzeug in den Shuttle, nur auf der Rennstrecke und im Hotel aufhalten, kein Kontakt zur Außenwelt: die Liste der Anforderungen, an die sich jeder aus dem Formel-1-Tross im Rahmend der Österreich-GP in Spielberg halten muss, sehr lang. Es darf eben nichts dazwischenkommen, um den Saisonstart am Sonntag, 15.10 Uhr, zu gefährden.

Nicht einmal bei langjährigen Wegbegleitern darf ein Star wie der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel vorbeischauen. Er muss sich in den Reihen und im Vergleich zur Normalität spartanisch anmutenden Räumlichkeiten von Ferrari aufhalten. Der Besuch bei Red Bull ist dem Deutschen, verwehrt. Dabei läutet der ehemalige RB-Fahrer just in Spielberg – er feiert am Freitag seinen 33. Geburtstag – seine Abschiedstournee ein. Denn es ist seine letzte Saison für die Scuderia und manch Insider schätzt, dass Vettel nach vierzehn Jahren in der „Königsklasse“ genug hat und aufhören wird.

2010, 2011, 2012 und 2013 wurde Vettel Weltmeister und verhalf einem Energydrinkhersteller dazu, die Konstrukteurs-WM in der höchsten Klasse des Motorsports zu gewinnen. 39 Siege feierte er für Red Bull, aber nur 14 für Ferrari – womit auch schon alles über das seit sechs Jahren währende „Missverständnis“ zwischen dem Deutschen und der „Roten Göttin“ gesagt ist. Er war nicht schnell und stark genug, und die Italiener gaben ihm kein Siegauto.

Gewinnt er Ferraris 1000. GP?

Ruhm und Erfolg sind vergänglich, das weiß Vettel. „In einer Welt, in der alles so schnelllebig, vergeht beides noch schneller“, sagt er. Trotzdem will ein letztes Mal versuchen, sein Sieger-Image wieder aufzupolieren. Ob es in beiden Österreich-GP (5. und 12. Juli) gelingen wird? In Budapest, Silverstone, Barcelona, Spa, Imola? Oder, das wäre eine Vision: Gewinnt Vettel Ferraris 1000. F1-GP, womöglich in Mugello? Es wäre der krönende Abschluss, das emotionale Highlight einer von der Pandemie schwer gebeutelten Rennsaison.

Unterm Strich will Vettel jetzt nur noch Rennfahren. Streit, Duell um Rangordnung, Status der Nr. 1; darum geht es ihm in diesen Monaten nicht mehr. Der Lauf der Zeit spielte Charles Leclerc diese Errungenschaften ohnehin längst zu, der deutsche Veteran strebt nur noch nach einem letzten großen Auftritt. Dass die mediale Präsenz dabei durch die Corona-Maßnahmen noch stärker limitiert wurde, kommt dem nicht sonderlich mitteilungsfreudigen Deutschen gerade recht. Auch die üblichen Gesprächsrunden mit Teamchef Mattia Binotto bleiben aus – trotz aller Bemühungen ist team-intern eine gewisse Distanz bereits deutlich spürbar. Das ist womöglich Vettels größte Befreiung, ein Extra-Antrieb: er muss keine Rücksicht nehmen. Er kann jetzt wieder frei drauflosfahren. (fin)

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