Arbeitsplätze

Weniger Kurzarbeiter, aber große Sorge um die Jungen

In der Gastronomie gingen besonders viele Jobs verloren.
In der Gastronomie gingen besonders viele Jobs verloren. Clemens Fabry
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Die Kurzarbeit wird weniger benötigt als erwartet. Das AMS stockt Ausbildungsplätze auf.

Im September könnte es unangenehm werden: Da trifft eine Generation von Schulabsolventen auf eine Wirtschaft, die auf dem Boden liegt. Und es werden Lehrstellen fehlen – die Frage ist, wie viele. Für junge Menschen sind Krisen wie diese besonders unangenehm. Denn sie sind oft die Ersten, die das Unternehmen verlassen müssen, wenn sich die Zahlen rot färben. Ende Juni waren 7673 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, ein Drittel mehr als vor einem Jahr, heißt es in einer Sonderauswertung des Arbeitsmarktservice (AMS) zum Thema Jugendliche.

Im März, April und Mai war die Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen doppelt so hoch wie im Vorjahresvergleich. Die Altersgruppe war „prozentuell am stärksten vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen“, heißt es in dem Bericht. Im Juni stieg die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen um über 80 Prozent. Zählt man die Schulungsteilnehmer dazu, betrug der Anstieg allerdings nur noch 33 Prozent. Das zeigt laut AMS-Vorstand Herbert Buchinger, dass man bei Jungen mit Schulungen sehr viel abfangen könne.

Probleme haben vor allem jene jungen Menschen, die keine oder nur eine unzureichende Ausbildung vorweisen können. Von den 20- bis 24-jährigen Arbeitslosen hat fast die Hälfte nur die Pflichtschule abgeschlossen. Deshalb stockt das AMS die Ausbildungsplätze auf: Für das kommende Ausbildungsjahr soll es um 30 Prozent mehr Plätze in überbetrieblichen Lehrwerkstätten geben. Dort kommen Jugendliche unter, die keine Lehrstelle in einem Betrieb finden. Ende 2019 waren 7422 Menschen in einer überbetrieblichen Ausbildung. Der Bedarf wird jedenfalls da sein: Die Gewerkschaft erwartet, dass es im Herbst Tausende Lehrstellen zu wenig geben wird. Förderungen gibt es auch für Unternehmen. Betriebe, die zwischen 16. März und 31. Oktober einen Lehrling aufnehmen, bekommen 2000 Euro extra – zusätzlich zu den Lehrlingsförderungen, die es ohnehin gibt. Ansonsten entspricht die Entwicklung unter den Jugendlichen dem Gesamtbild: Jobs gingen vor allem im Tourismus und im Handel verloren.

Mehr Arbeit als erwartet

Quer durch alle Altersgruppen waren Ende Juni 463.505 Menschen arbeitslos gemeldet oder in einer AMS-Schulung. Das war ein Anstieg um 43 Prozent im Vergleich zum Juni des Vorjahres. Aber ein Rückgang um 54.000, wenn man es mit dem Mai des heurigen Jahres vergleicht. Den stärksten Anstieg der Arbeitslosenzahlen gab es einmal mehr im Tourismus mit 110 Prozent.

Und trotzdem zeigt sich: Die Kurzarbeit wird weniger benötigt als zu Beginn angenommen. In den Unternehmen habe mehr gearbeitet werden können, als sie erwartet haben, sagte Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) am Mittwoch. Die Corona-Kurzarbeit konnte rückwirkend mit 1. März für drei Monate beantragt werden. Anschließend gab es die Option, noch einmal drei Monate anzuhängen. „Wir sehen, dass vor allem größere Betriebe die Kurzarbeit nicht für alle Mitarbeiter verlängern“, sagte die Ministerin. Eher würden einzelne Abteilungen in der Kurzarbeit gelassen.

Derzeit gibt es aufrechte Kurzarbeits-Bewilligungen für 752.000 Beschäftigte. Das ist historisch betrachtet immer noch ein absolutes Rekordhoch. Aber es sind über eine halbe Million weniger als Ende Mai, als es 1,35 Millionen potenzielle Kurzarbeiter gab. Für den Fiskus könnte das Kriseninstrument also deutlich günstiger kommen als veranschlagt. Zwölf Milliarden Euro sind für die Kurzarbeit budgetiert. Aber die Unternehmen schöpfen die beantragte Kurzarbeit nicht aus, man werde wohl mit sechs Milliarden Euro auskommen, sagte AMS-Vorstand Buchinger unlängst im „Profil“. Arbeitsministerin Aschbacher bestätigte am Mittwoch diesen Trend. Das AMS hat bisher drei Milliarden Euro an mehr als 100.000 Unternehmen ausbezahlt.

Kurzarbeit kann falsche Anreize setzen

Damit macht die Kurzarbeit den mit Abstand größten Anteil der Zahlungen aus dem Corona-Hilfspaket aus. Im September geht die zweite Tranche der Kurzarbeit zu Ende. Die Sozialpartner verhandeln derzeit über eine Verlängerung. Ökonomen sind allerdings skeptisch: Kurzarbeit könne auf Dauer dazu führen, dass Unternehmen ihre Produktion länger drosseln als notwendig.

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