Wein

Wiener Winzer rücken zusammen

(c) RAIMO RUDI RUMPLER
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Die Winzer-Vereinigung WienWein unterstützt kleine Betriebe mit einem Mentoring-Programm. Und hofft, dass jetzt die Zeit für reife Weine kommt.

Die Wiener Winzer sind noch einmal gut davongekommen. Natürlich spüren auch sie die Corona-Krise, vor allem durch die Verluste in der Gastronomie. Aber gar so schlimm, dass man Weine nicht mehr verkaufen kann und sie deshalb zu Desinfektionsmittel verarbeitet (wie das anderorts passiert), ist es nicht. „Wir werden sicher keinen Wiener Wein zu Desinfektionsmittel machen. Das ist vielleicht eine gute Idee für Überschüsse von Weinen bescheidener Qualität, aber das haben wir in Wien nicht“, sagt Fritz Wieninger, dem der Gedanke gar nicht behagt.

Große unterstützen Kleine

Wieninger hat am Mittwoch gemeinsam mit seinen fünf Kollegen von der Winzer-Vereinigung WienWein (Christ, Cobenzl, Edlmoser, Fuhrgassl-Huber und Mayer am Pfarrplatz) zur alljährlichen Pressekonferenz geladen, bei der in normalen Jahren der aktuelle Jahrgang und der bevorstehende besprochen wird. Heuer aber steht natürlich ein anderes Thema im Mittelpunkt. „Der Wiener Wein gehört sicher nicht zu den Gewinnern der Krise“, sagt Wieninger auf der Terrasse des Kursalons Hübner. Er rechnet gegen Ende des Jahres mit Verlusten zwischen fünf und zehn Prozent.

Man müsse sich aber dennoch keine Sorgen um den Wiener Wein machen. Er schätzt, dass sich die meisten Winzer nach dem Sommer von der Krise wieder erholt haben. Die Winzer-Vereinigung hat die schwierige Situation allerdings zum Anlass genommen, ein Mentoring-Programm für kleinere Betriebe zu starten. Denn wie überall auch in der Landwirtschaft gibt es auch beim Wiener Wein ein Strukturproblem, sprich Kleine hören auf und finden keinen Nachfolger. Deshalb sollen Kollegen, die nur wenige Hektar bewirtschaften, von den sechs großen Winzern unterstützt werden. Es gehe um ein Zusammenhalten, ein Miteinander, erklärt Wieninger. Und auch um ein Aufrechterhalten der Vielfalt der Wiener Landwirtschaft.

Von den insgesamt 152 Betrieben in Wien arbeitet die Winzervereinigung derzeit mit 30 Kollegen zusammen, die in Summe 70 Hektar bewirtschaften. Denn im Unterschied zu anderen Bundesländern fehlt in Wien der Mittelbau. Es gebe vielmehr ein paar große Leitbetriebe und viele sehr kleine, erklärt Gerhard J. Lobner vom Weingut Mayer am Pfarrplatz.

Die Zusammenarbeit reicht vom Austausch von Know- How über das Verleihen von Maschinen im Weingarten bis hin zur Abfüllung. So unterstützt Lobner etwa den jungen Winzer Johannes Müller, der eigentlich gelernter Jurist ist, sich aber doch entschieden hat, das familiäre Weingut im 19. Bezirk wieder zu beleben. Musiker und Nebenerwerbswinzer Peter Uhler holt sich Unterstützung von Rainer Christ bei der Vinifizierung und Abfüllung.

Es sei aber bei weitem nicht nur so, dass die Kleinen von den Großen Hilfe erhalten. So berichtet Uhler, dass Wieninger (der ihm auch bei der Umstellung auf bio behilflich war), sich auch in seinem Weingarten etwas abgeschaut habe. Schnecken-Züchter Andreas Gugumuck ist mittlerweile ebenfalls unter die Weinbauern gegangen, ebenso mit Unterstützung der Winzer-Vereinigung. Auch die Winzerinnen Jutta Ambrositsch und Fiona Figlmüller arbeiten mit ihnen zusammen.

Perfekter Jahrgang 2019

Wieninger kann in der Krise sogar etwas Gutes sehen. Vielleicht führe der verhaltene Weinkonsum ja dazu, den Weinen endlich die Zeit zum Reifen zu geben, die sie brauchen würden. Er kann die „Jungwein-Euphorie“ nicht verstehen. „Vielleicht können wir jetzt zeigen, wie gut Weine sind, wenn man sie reifen lässt“, sagt Wieninger zur „Presse“. Der aktuelle Jahrgang, 2019, eigne sich dafür sehr gut. Als „perfekt, finessenreich und elegant“ bezeichnet ihn Michael Edlmoser. Und: „Das Jahr 1999 war groß, 2009 war richtig groß und 2019 wird noch bissl größer.“

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