Interview

Anschober: „Ich bin nicht das Panik-Orchester“

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) im Gespräch mit den Chefredakteuren der "Presse" und der Bundesländerzeitungen.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) im Gespräch mit den Chefredakteuren der "Presse" und der Bundesländerzeitungen. Oberösterreichische Nachrichten
  • Drucken

Gesundheitsminister Rudolf Anschober mahnt zur Vorsicht, ist aber optimistisch, dass man eine zweite Welle verhindern kann. Regionale Maskenpflichten seien möglich.

Die Presse: Herr Minister Anschober, wir haben gerade eine Serie von Öffnungen hinter uns. Nun schließen in Oberösterreich in fünf Bezirken Schulen und Kindergärten. Und bundesweit liegt die Zahl der Neuinfektionen wieder im dreistelligen Bereich. Haben wir zu früh geöffnet?

Rudolf Anschober: Die Ausbrüche sind bisher nur regional, auf Bundesebene ist die Lage stabil. Wir sind immer von einem schwierigen Sommer mit regionalen Ausbrüchen ausgegangen. Wichtig ist, in solchen Situationen schnell zu reagieren. Und durch ein professionelles Kontaktpersonenmanagement größere Ausbreitungen zu verhindern. Ich hatte ein mulmiges Gefühl nach der ersten Öffnung – das waren kleine Geschäfte, Baumärkte und Gartencenter. Nach zwei Wochen habe ich ziemlich aufgeatmet, weil sich überhaupt nichts bewegt hat. Und so ist es geblieben – es gab bisher keine wesentlichen Ausbreitungen nach den und durch die Öffnungsschritte.

Und heute? Wie schätzen Sie angesichts der Neuausbrüche dieses Verantwortungsgefühl der Österreicher ein?

Es erfüllt mich schon mit großer Sorge, weil ich den Eindruck habe, es gibt krasse Fehleinschätzungen bei einem Teil der Bevölkerung, was die Risikosituation betrifft. Die Pandemie ist nicht vorbei. Das Virus ist nicht weg, das Virus lebt unter uns weiter, und das Virus ist weiterhin hochgefährlich. Das müssen wir jetzt kommunizieren, und zwar ganz stark.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Beach in Makarska, Croatia Tourists enjoy on the beach in Makarska, Croatia, on June 27, 2020. The number of tourists i
Starker Anstieg der Infektionen

Die drei größten Gefahrenquellen für eine zweite Welle

Österreich befindet sich in einer kritischen Phase der Epidemie. Die Zahl der Ansteckungen scheint zwar unter Kontrolle zu sein, wirklich stabil ist die Lage aber nicht, wie jüngste Cluster-Bildungen in mehreren Bundesländern zeigen. Von Dienstag auf Mittwoch wurden wieder erstmals seit langem mehr als 100 Neuinfektionen verzeichnet.
Mittlerweile wieder selten zu sehen: Das Tragen von Masken, wie am Naschmarkt.
Covid-19

Fallende Masken und große Cluster

Trotz steigender Neuinfektionen gehen die Lockerungen weiter. Die regionalen Ausbrüche bereiten Sorgen, aber die Cluster seien unter Kontrolle, so Minister Anschober. Forscher sehen lokale Verschiebungen in Richtung zweite Welle.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.