Coronakrise

Künstler-"Schweigemarsch" in Wien: "Vergessen Sie uns nicht!"

WIEN: SCHWEIGEMARSCH 2020 F�R EIN SOLIDARISCHES, DR�HNENDES SCHWEIGEN ´OHNE KUNST WIRD´S STILL´
WIEN: SCHWEIGEMARSCH 2020 F�R EIN SOLIDARISCHES, DR�HNENDES SCHWEIGEN ´OHNE KUNST WIRD´S STILL´(c) APA(HERBERT PFARRHOFER)
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700 bis 800 Teilnehmer zogen über Ring und Karlsplatz, darunter ein entblätterter Hubsi Kramar. Die Kulturstaatssekretärin verspricht Maßnahmen, um die Situation der Kulturschaffenden zu verbessern.

Mit einem "Schweigemarsch“ von Schottentor bzw. Urania über den Ring bis zum Karlsplatz versuchten am Mittwoch Kulturschaffende, auf die verheerenden Auswirkungen der Pandemie und die ausbleibende Unterstützung aufmerksam zu machen. Auf rund 700 bis 800 schätzten die Veranstalter am späten Nachmittag die Anzahl der Teilnehmer, deren Fluktuation allerdings sehr groß war. Zu den Forderungen zählten u.a. ein garantiertes Mindesteinkommen zumindest in der Höhe der Armutsschwelle, Kompensation aller Einnahmenausfälle seit März, eine dauerhafte Reduktion der Umsatzsteuer auf Umsätze von Kunstschaffenden auf fünf Prozent und eine sofortige dauerhafte Verdoppelung des Budgets für Kunst und Kultur auf ein Prozent des BIP. 

Die Teilnehmer hielten Transparente wie "Ohne Kunst wird es still" oder "Kultur braucht Vielfalt" und zwischen Plakaten wie "Pay the artist now!" und "Agrar-Subventionen für alle!“. Zu den Protestierenden gehörte auch der Regisseur Hubsi Kramar, der sich entblätterte. Er ging mit nichts als zwei Mundschutzmasken am Leib (einer davon in Feigenblattfunktion) über den autofreien Ring.

"So schlimm wie diese Sache war es noch nie!"

Ganz ohne Reden ging der Wiener "Schweigemarsch" der Künstlerinnen und Künstler am Mittwoch dann doch nicht über die Bühne. Bei der Schlusskundgebung vor der Karlskirche war die Rednerliste dann recht lange. 

"Unsere wichtigste Forderung: Vergessen Sie uns nicht!", hieß es dort. Schauspielerin Elke Hagen erzählte, dass ihr "12 Jobs weggebrochen" sind. Mezzosopranistin Juliette Mars, die zehn Jahre im Staatsopern-Ensemble gesungen hatte und seit fünf Jahren freischaffend tätig ist, verwiesen auf anhaltende Ungerechtigkeiten und Unzulänglichkeiten in ihren Branchen auch abseits von Corona. Von Prominenten wie Reinhold Bilgeri oder Cornelius Obonya kamen Grußbotschaften, die 93-jährige Schauspielerin Erni Mangold war persönlich da und versicherte: "Ich hab schon viele Krisen erlebt - aber so schlimm wie diese Sache war es noch nie!"

Kulturstaatssekretärin will "das Beste für die Kunst herausholen"

"Es hat sich ausgezahlt - schon alleine als Mentalitätsstärkung", resümierte Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren. Und schon am Vormittag hatte Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andreas Mayer (Grüne) Vertreter der Organisatoren empfangen.

"Mir ist der direkte und ehrliche Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern ein großes Anliegen", ließ Mayer danach verlauten. "Für die von der Delegation vorgebrachten Forderungen habe ich ein offenes Ohr und großes Verständnis. Ich bin überzeugt, dass die jüngsten Maßnahmen im Kulturbereich - allen voran die Überbrückungsfinanzierung für selbstständige Künstlerinnen und Künstler genau dort helfen werden, wo in den letzten Wochen und Monaten berechtigt Kritik geübt wurde. Auch wenn die nahe Zukunft für die Kulturbranche aufgrund Corona leider holprig bleiben wird, kann ich nur bekräftigen, dass ich weiterhin alles in meiner Macht Liegende tun werde, um das Beste für die Kunst herauszuholen."

Was hält Ruiss von diesem Bekenntnis der Staatssekretärin? "Sehr viel - wenn sie es morgen einlöst!" Schon in Kürze soll laut Ruiss etwa eine pauschale Unterstützung in der Höhe von 6000 Euro bekanntgegeben werden, die erst später mit anderen Zahlungen teilweise gegenverrechnet werden soll: "Das wäre ein völlig neuer Zugang!"

Kritik von der FPÖ

Kritik kam von der FPÖ - am Demo-Ort. "Ich habe volles Verständnis dafür, dass die Kulturschaffenden gegen die schwarz-grüne Bundesregierung demonstrieren, weil sie von ihr in der Coronavirus-Krise im Stich gelassen wurden. Es zeugt aber nicht von demokratischer Reife, dass deshalb in Wien durch Straßensperren der nächste Mega-Stau verursacht wird und andere Wirtschaftszweige dadurch geschädigt werden", meldete sich der Klubobmann und Verkehrssprecher der Wiener FPÖ, Toni Mahdalik, zu Wort.

>> www.schweigemarsch2020.org

(APA)

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