Pizzicato

Am Würstelstand

APA/ALEXANDRA DEMCISIN
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Drei Diplomaten zelebrieren am Nobelwürstelstand an der Albertina bei Ottakringer und Burenwurst volkstümlich den EU-Stabwechsel. Es geht um die Wurst, und darum seinen Senf dazuzugeben.

Treffen sich zwei Deutsche und ein Kroate in Wien beim Würstelstand . . . Was sich wie der Anfang eines Witzes anlässt, ist Realität und Auftakt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft unter den Auspizien von Gerstensaft und gepresstem Fleischgemisch in einer Hauthülle. Wollen wir doch hoffen, dass das eine – das Bier, womöglich gar belgischer Provenienz – wie das andere sowohl dem bayerischen Reinheitsgebot als auch den EU-Normen entsprach.

Selbiges ereignete sich am Nobelwürstelstand vor der Albertina, wo der EU-Botschafter seine Diplomatenkollegen aus Berlin und Zagreb anlässlich des EU-Stabwechsels zum gepflegten Austausch in harten Zeiten lud. Es ging, wie meistens, um die Wurst und darum, seinen Senf abzugeben. Nicht konspirativ, im Separée, in der Bar. Nicht in einem Etablissement wie dem Imperial, Sacher oder Schwarzen Kameel, wo Krethi und Plethi zusammenkommen. Nicht im Café oder beim Heurigen – zu klischeehaft.

Am Würstelstand trifft sich das gemeine Volk. Spätnachts kommt es zu Zufallsbegegnungen, öfter zu Abstürzen und Wortgefechten, seltener zu Verbrüderungen und geistigen Höhenflügen. Aber alles scheint möglich in einer knappen Viertelstunde – dass ein Westfale Ottakringer trinkt und statt Curry rot-weiß eine Burenwurst verzehrt und ein Kroate zur Bosna greift.

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