#StopHateForProfit

Unter Druck: 500 Unternehmen kehren Facebook (vorerst) den Rücken

APA/AFP/JIM WATSON
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Starbucks, Coca-Cola, Unilever und mittlerweile auch Adidas und Puma werden vorerst nicht auf Facebook werben.

50 Milliarden US-Dollar an Börsenwert hat Facebook innerhalb weniger Tage verloren, Mark Zuckerbergs Anteile sind um sieben Milliarden Dollar geschrumpft. Und alles nur wegen eines simplen Hashtags „#Stop Hate for Profit“. Die Initiatoren riefen Ende Mai „alle Unternehmen dazu auf, sich soldiarisch den wichtigsten amerikanischen Werten wie Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit anzuschließen“. Konkret sollen sie im Juli nicht auf Facebook werben. Mehr als 500 Unternehmen weltweit sind mittlerweile dem Aufruf bereits gefolgt und täglich werden es mehr.

Dem Werbeboykott haben sich inzwischen Konzerne wie Volkswagen, Henkel, Starbucks oder Coca-Cola angeschlossen. Alleine Starbucks hat 2019 geschätzt 94,8 Millionen Dollar allein für Werbung auf Facebook ausgegeben.

„Wir werden nichts ändern“ 

Für Facebook-Chef Mark Zuckerberg machen die verlorenen Werbepartner aber nur einen kleinen Prozentsatz der Kunden aus, wie er in einem „Town-Meeting“, ähnlich einer Betriebsversammlung, vor Mitarbeitern erklärte:  "Wir werden unsere Richtlinien oder Vorgehensweisen in Bezug auf nichts ändern, da ein kleiner Prozentsatz unseres Umsatzes oder ein Prozentsatz unseres Umsatzes bedroht ist.“  Dabei betonte er auch, dass die Top-100-Unternehmen weltweit nur 20 Prozent der jährlichen Werbeeinnahmen ausmachen. Der eigentliche Umsatz wird durch kleinere und mittlere Unternehmen weltweit generiert.

Es ist nicht der erste Aufruf zu einem Facebook-Boykott. Nach dem Bekanntwerden der Machenschaften von Cambridge Analytica und dem offenherzigen Umgang mit persönlichen, sensiblen Daten der Nutzer, riefen viele dazu auf, sich nicht länger auf Facebook zu engagieren, darunter auch prominente Nutzer. Die tatsächlichen Auswirkungen waren gering bis nicht messbar. Facebook verdiente weiter und konnte sich schon bald über mehr Nutzer freuen als vor dem Datenskandal.

Facebook verfolgt derlei Skandale im Zentrum des Sturms meist mit stoischer Ruhe. Und auch jetzt scheint sich das nicht zu ändern, obwohl 99 Prozent der Einnahmen aus Werbegeldern kommen. 2019 verdiente die Social-Media-Firma 71 Milliarden US-Dollar mit Anzeigen auf Facebook und Instagram. Und unter den 137 Unternehmen finden sich Namen wie Volkswagen, Starbucks, Coca-Cola, Adidas, Puma, Unilever und Henkel. Einige haben bereits angekündigt, Facebook mitunter länger fernbleiben zu wollen.

Leere Versprechen

Dabei müsste Facebook Ankündigungen der Vergangenheit umsetzen. Nach dem Brexit-Votum und der US-Präsidentschaftswahl hat Facebook vielfach angekündigt gegen Hasskommentare und Misinformation auf der Plattform vorzugehen. Je größer der Druck aus der Politik oder der Wirtschaft, umso vollmundiger wurden die Versprechungen. In Pressestatements beteuerte man Besserung und lenkte den Blick auf bereits gesetzte Maßnahmen. So auch am Freitag als man ankündigte, es werde eine „breitere Kategorie hasserfüllter Inhalte“ in Anzeigen verbieten und Beiträge, die „nachrichtenwürdig“ seien, aber gegen die Plattformregeln verstießen, mit Tags versehen - in Anlehnung an Twitter, das solche Labels in Tweets von US-Präsident Donald Trump verwendet hat. 

Agenturen, die in letzter Minute noch den Werbeboykott abwenden wollten, zeigen sich indes frustriert über die fehlende Bereitschaft des US-Konzerns zu Zugeständnissen.

„Sie bewegen sich nicht“ 

"Sie bewegen sich nicht", sagte ein Manager einer Werbeagentur nach Gesprächen mit Verantwortlichen. Stattdessen würden Facebook-Manager auf frühere Pressemitteilungen verweisen und damit nicht auf Sorgen der Werbeagenturen reagieren, die der Meinung sind, dass die dort beschriebenen Schritte nicht weit genug gehen, um Kritik zu entkräften.

Inzwischen hat sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg eingeschaltet, der sich zumindest nun mit den Initiatoren des von Bürgerrechtlern ins Leben gerufenen Boykott-Aufrufs treffen will. Diese richten zehn Forderungen an Facebook. Unter anderem sollen Menschen, die Opfer schwerwiegender Belästigungen geworden sind, mit einem Facebook-Mitarbeiter sprechen können. Auch Entschädigungen sollen demnach eingeführt werden. Bisher hat das Internet-Netzwerk eine Überprüfung seiner internen Hassrede-Kontrolle in Aussicht gestellt.

>>> Forderungen der #StopHateforProfit Kampagne

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