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Banken wollen Klimabeitrag leisten

Präsident des Bankenverbands, Robert Zadrazil.
Präsident des Bankenverbands, Robert Zadrazil.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Grüne Kredite müssen mit Maß und Ziel vergeben werden, fordert der Bankenverband. Er wünscht sich klare rechtliche Rahmenbedingungen.

Wien. Klimaschutz ist in aller Munde. Doch um den Systemwandel herbeizuführen, reichen Willensbekundungen nicht aus. Vor allem, wenn es zur Erreichung der Klimaziele EU-weit Investitionen von rund 260 Milliarden Euro jährlich braucht.

Die Finanzindustrie hat das bereits erkannt. Sie will nicht mehr vordergründig in Unternehmen veranlagen, die ihr am Ende des Tages keine Rendite mehr bringen. Zahlreiche Schwergewichte aus der Branche haben in der Vergangenheit schon angekündigt, ihre Investitionen in fossile Energieträger zurückzufahren. Spätestens seit Larry Fink, der Chef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock, in einem offenen Brief auf die fundamentale Umgestaltung der Finanzwelt im Zuge des Klimawandels hinwies, war das Thema nicht mehr zu ignorieren.

Auch die heimische Bankenbranche ist davon überzeugt, dass „wir als Sektor eine Rolle in Sachen Klimaschutz spielen müssen und sollen“, so der Präsident des Bankenverbands, Robert Zadrazil. Schon heute würden Umweltrisken in die Gesamtbeurteilung von Unternehmen einfließen, das werde in Zukunft noch stärker der Fall sein. Die Branche ist deshalb nicht nur dabei ihre Kundenberater in Richtung nachhaltiger Finanzprodukte zu schulen, sondern setzt sich auch für eine Umsetzung der Kapitalertragsteuerbefreiung für grüne Investitionen ein.

Klimatest für Finanzindustrie

Die Banken selbst sehen sich als „Schlüssel“ zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen. Vor allem jetzt in der Coronakrise. Nach dem Motto: „Die Wirtschaft braucht den Klimaschutz und umgekehrt.“

Doch was die Institute nicht wollen, ist, „blindlings grüne Kredite vergeben und dabei nicht auf die Risikotragfähigkeit zu achten“, sagt Zadrazil. Er wünscht sich deshalb klare rechtliche Rahmenbedingungen. Auf europäischer Ebene werde das Thema derzeit intensiv diskutiert.

Schon in den vergangenen Jahren habe sich das eine oder andere börsenotierte Unternehmen grüne Kredite besorgt, deren Zinssatz sich nicht an herkömmlichen Finanzratings orientierte, sondern an Nachhaltigkeitsbewertungen, so Zadrazil. Es sei wichtig, dass sich „erste Leuchtturmprojekte“ etabliert hätten, doch seien solche Produkte auch für mittelständische Unternehmen möglich.

Die heimische Finanzindustrie selbst kann sich derzeit einem freiwilligen Klimaverträglichkeitstest unterziehen. Umwelt- und Finanzministerium analysieren dabei die Nachhaltigkeit von Kredit- und/oder Investmentportfolios. Zadrazil hofft auf eine „breite Teilnahme“. Auch, weil man die Informationen zur Verbesserung nutzen will. Ergebnisse der Überprüfung sollen im November vorliegen.

Am Donnerstag veröffentlichte zudem die Finanzmarktaufsicht einen Leitfaden für die von ihr beaufsichtigten Unternehmen. Auch hier das Thema: Der Umgang mit Nachhaltigkeitsrisken. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2020)

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