Nach Wahlschlappe

Französische Regierung tritt komplett zurück

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Zuvor hatte Präsident Macron ein „neues Team“ angekündigt. Nach der Endrunde der Kommunalwahlen vom vergangenen Sonntag war er erheblich unter Druck geraten.

Die französische Mitte-Regierung unter Premierminister Édouard Philippe (49) ist, wie erwartet, komplett zurückgetreten. Das teilte der Präsidentenpalast in Paris am Freitag mit.

Nach einer schweren Schlappe seines Lagers bei den Kommunalwahlen will Präsident Emmanuel Macron die Mitte-Regierung umbilden. Es werde ein "neues Team" geben, sagte der Staatschef in einem am späten Donnerstagabend veröffentlichten Interview der Tageszeitung "Le Parisien" und anderer Regionalzeitungen.

Er äußerte sich nicht dazu, ob der populäre Premierminister Edouard Philippe der neuen Regierung angehören werde, lobte aber das Vertrauensverhältnis zu dem 49-Jährigen. Macron war nach der Endrunde der Kommunalwahlen vom vergangenen Sonntag erheblich unter Druck geraten, da sich sein Mitte-Lager bis auf wenige Ausnahmen nicht in großen Städten durchsetzen konnte. Stattdessen gab es eine "grüne Welle" - Grüne und ihre Verbündeten eroberten große Städte wie Lyon, Straßburg oder Bordeaux. In der südwestfranzösischen Stadt Perpignan setzte sich ein Kandidat der Rechtsaußenpartei Rassemblement National (RN - früher Front National) durch.

Politik sozialer ausrichten

Premier Philippe führt die Mitte-Regierung seit Mai 2017. Der ursprünglich aus dem Lager der bürgerlichen Rechten stammende Politiker hatte die Stichwahl in der nordfranzösischen Hafenstadt Le Havre für sich entschieden. Macron äußerte sich in dem Interview nicht im Detail zu den Wahlen und sagte, er wolle mit den Bürgermeistern zusammenarbeiten. Beobachter erwarten, dass der 42-Jährige die Regierungsumbildung bis Mitte kommender Woche abschließen wird.

Macron machte deutlich, dass er seine Politik angesichts der coronabedingten Wirtschaftskrise sozialer ausrichten wolle. Es gehe um das Ankurbeln der Wirtschaft, die Erneuerung des sozialen Schutzes oder die Umwelt. Selbstkritisch räumte der einstige Senkrechtstarter ein, er habe manchmal den Eindruck vermittelt, "Reformen gegen die Leute" machen zu wollen. Wegen der geplanten Rentenreform hatte es im Winter Streiks und Massenproteste gegeben.

(APA/dpa)

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