Entscheidungsfragen fürs Leben an der Wasserlinie.
Früher zog man die Badesachen an, schnappte ein Handtuch, schwang sich aufs Rad und wenig später ins Wasser. Und aß zwischendurch ein Eis. Mit den Möglichkeiten stiegen die Ansprüche: WC und Imbiss-Stand, Kästchen oder Kabine wurden weitere Auswahlkriterien. Heute muss man, bevor der erste Tropfen Wasser die Haut nur berührt, schon zahlreiche Infos einholen, um Entscheidungen treffen zu können. Maske oder nicht? Sind Umkleiden geöffnet? Muss man vorab Karten online kaufen oder gibt es nur welche an der Kassa? Soll man doch einfach an einen gebührenfreien Strand? Aber wird das nicht zu überfüllt?
Wenn dann der Claim im richtigen Schatten-Sonne-Verhältnis abgesteckt ist und der Platz mit Decke, Büchern, Spielen und Kühltasche eingerichtet ist: endlich hinein ins Wasser! Wobei man sich ob des Aufwands mitunter so fühlt, als hätte man einen Zweitwohnsitz in einer Krisenregion ergattert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2020)