Champagner mit Paramilitärs

Kontrastreich: Xaver Bayer inszeniert in 20 Erzählungen den Umschwung des Unverdächtigen ins Bedrohliche.

Xaver Bayer zeigt in „Geschichten mit Marianne“ wieder einmal, dass er ein Meister der kleinen Form ist. In den 20 durch den namenlosen Ich-Erzähler und seine Freundin Marianne verbundenen Erzählungen inszeniert Bayer das Bedrohliche als alltägliche Selbstverständlichkeit und den Umschwung des Unverdächtigen ins Bedrohliche. Ein Perchtenlauf mündet in eine Massenschlägerei, ein Waldspaziergang in eine Menschenjagd, ein Zirkusbesuch in Mariannes Verschwinden. Am Ende von zwei Erzählungen stirbt sie, am Ende von zwei anderen verschwindet sie spurlos, in einer weiteren schrumpft das „Ich“ auf die Größe eines Staubkorns.

All dies schildert der Erzähler mit einer Selbstverständlichkeit, als sei es Normalität – so etwa in der ersten Geschichte, in der Scharfschützen wahllos auf Passanten schießen. Vor dem Hintergrund dieser distanziert und nüchtern geschilderten Gewalt macht der Erzähler es sich „auf einem Sofa gemütlich“ und wirft nur hin und wieder einen Blick aus dem Fenster, um Marianne, die derweil kocht, über die Lage zu informieren.

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