Expedition Europa

Plattentektonisch in Amerika

Die erste Schiedsrichterin Islands – eine glühende Europäerin.

Als Island in der Finanzkrise fast bankrottging, sah es nach einem Expressbeitritt zur EU aus, und nach der Rücknahme des Beitrittsantrags 2015 gingen einmal 7000 der 330.000 Isländer für die EU demonstrieren. Heute gibt es keine Aussicht auf einen EU-Beitritt. Nur zwei der acht Parlamentsparteien sind klar dafür: die Sozialdemokratische Allianz, deren damaliger Vorsitzender vor den 7000 sprach, der aber heute in Brüssel verbeamtet ist, sowie die von der ewig regierenden Unabhängigkeitspartei abgespaltene Reformpartei. Beide Parteien – 12,1 und 6,7 Prozent – haben schon bessere Zeiten gesehen.

Die letzte aktiv glühende Pro-EU-Politikerin, die Chefin der Reformpartei, empfängt mich im kleinen Parteibüro. Thorgerdur Katrin Gunnarsdottir, 54, hochhackige Lederstiefel, ist eine betörend attraktive Zwei-Meter-Blondine. Allein schon durch einen in den USA unbekannten Sport ist sie mit Europa verbunden: Ihr Mann Kristjan Arason war einer der weltbesten Handballer. Sie lebte mit ihm in Deutschland und Spanien, ein Sohn ist Handballprofi in Magdeburg, Thorgerdur war selbst Nationalspielerin und „erste weibliche Schiedsrichterin Islands“. Ihr Mann, später Banker bei der Kaupthing-Bank, hatte in der Finanzkrise ein peinliches Problem: Er war 900 Millionen isländische Kronen schuldig, die er sich bei der eigenen Bank zum Kauf von Anteilen an derselben ausgeliehen hatte. Ich werde die Pro-Europäerin danach fragen müssen.

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