Das Ernst-Kirchweger-Haus ist Zuhause linker Autonomer und Migrantenvereine. Türkischen Nationalisten ist es ein Dorn im Auge; nicht nur diesen. Ein Blick hinter die Fassaden.
Es ist ruhig an der Ecke Gudrunstraße und Wielandgasse. So ruhig es eben sein kann im bevölkerungsreichsten Bezirk Wiens. Dass es hier in Favoriten eine Woche zuvor zu einer regelrechten Straßenschlacht gekommen ist, kann man sich nur schwer vorstellen.
Wären da nicht die mobilen Absperrgitter der Polizei, die bei der Tankstelle gegenüber vorsorglich gelagert wurden. Und die zwei zerstörten Fensterscheiben im Erdgeschoß des Ernst-Kirchweger-Hauses. Eine ist von oben bis unten gebrochen, in der anderen klafft ein faustgroßes Loch.
„Es war ziemlich brenzlig“, sagt Tobias Schweiger. „Einen Moment lang haben wir uns gedacht, sie kommen herein.“ Schweiger steht mit Derya von DIDF, ihren Nachnamen möchte sie nicht nennen, im kleinen Veranstaltungssaal des Migrantenvereins. Sie betrachten das Chaos. Die einfachen Tische und Stühle stehen wild durcheinander, die Fenster sind nur notdürftig zugeklebt.
Von hier aus haben sie beobachtet, wie die wütende Masse aus jungen Männern immer größer wurde. „Es waren 200 Leute, vielleicht sogar mehr“, sagt Schweiger. Mit Flaschen und irgendwann mit Sesseln eines nahen Lokals hätten sie gegen die Fenster geschlagen. Gerade noch rechtzeitig sei die Polizei eingeschritten.
„Viele von uns haben immer noch Angst“, sagt Derya. Die kleine, türkischstämmige Frau engagiert sich schon seit über 20 Jahren bei dem Arbeiterverein DIDF. Konflikte habe es schon früher gegeben. „Aber noch nie waren es so viele, noch nie waren sie so wütend, so voller Hass.“
Schweiger gehört zur Jugendorganisation Junge Linke. DIDF hat ihnen einen Raum zur Verfügung gestellt. Die Ereignisse der vergangenen Woche haben sie sichtlich zusammengeschweißt.