Gartenkonzert

Wo sich die Heimwehr auf „in Znaim wär“ reimt

Von der „Börsensymphonie“ bis „Schnucki, ach Schnucki“: Boris Eder interpretiert Lieder des großen Klavierhumoristen Hermann Leopoldi – und zeigt, dass sie oft gut zur Coronazeit passen.

Ronald Leopoldi, einziger Sohn des großen Klavierhumoristen Hermann Leopoldi, pflegt dessen Erbe mit viel Fleiß. Er brachte Notenbücher und Bildbiografien heraus, stellte jüngst „Wiener Bonbons“ zusammen, ein Album, das Hits und Raritäten neu fächerte. Dank Corona lud er nun erstmals in seinen schmucken Garten in Niederösterreich. Der schon etwas länger dienende Teil der Wiener Jeunesse dorée begab sich freudig auf Überlandpartie. Wein, Waldluft und ein Duo aus Sänger Boris Eder und Pianist Florian Schäfer waren die Ingredienzien eines fabelhaften Abends.

Heute ist es kaum vorstellbar, dass Leopoldi, der mit Künstlerkollegen wie Fritz Grünbaum und Fritz Löhner-Beda im KZ Dachau eingesessen hat, an diesem furchtbaren Ort musikalische Programme gestaltet hat. Sogar dort stimmte er seinen Hit „Ich bin ein unverbesserlicher Optimist“ an. Boris Eder sang diesen Evergreen des Fatalismus auf kokett eigene Art. „Nur schön fleißig sein und schön sparen seit den Dreißigerjahren, werden sie an den Dalles schon gewöhnt sein“, hieß es da. Der Dalles, jiddischer Ausdruck für Not und Elend, kommt bei Leopoldi öfter vor. Aber keine Angst, die Lebenslust findet auch unter erschwerten Umständen Wege zur Erfüllung, den politischen Unbilden weicht der Liedprotagonist über kulinarische Schleichwege aus: „Und jetzt bei einer Gurkensauce, reiß ich mich von den Sorgen los, träum, dass ich in Znaim wäre, denk nicht mehr an die Heimwehr.“

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