USA

Bewaffnete Demonstranten vor Felsendenkmal

Im Park befindet sich eine hochhausgroße Felsformation vom Umfang eines Fußballfelds, in die Bildhauer von den 1920er-Jahren bis Anfang der 1970er ein Relief im Gedenken an die Konföderierten gemeißelt haben.
Im Park befindet sich eine hochhausgroße Felsformation vom Umfang eines Fußballfelds, in die Bildhauer von den 1920er-Jahren bis Anfang der 1970er ein Relief im Gedenken an die Konföderierten gemeißelt haben.REUTERS
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Hunderte meist schwarze Aktivisten forderten in Georgia die Zerstörung eines Südstaaten-Gedenkortes.

Washington/Baltimore/Atlanta. Am 4. Juli, dem US-Unabhängigkeitstag, haben Demonstranten in Baltimore (Maryland) eine Statue von Christoph Kolumbus gestürzt und im Hafen versenkt. Aufnahmen zeigen, wie Menschen sie mit Seilen umgerissen haben. Die Antirassismusbewegung wirft dem in spanischen Diensten agierenden Entdecker vor, der Kolonialisierung und Tötung vieler Ureinwohner den Weg bereitet zu haben.

Im Zuge der Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz waren bereits in mehreren US-Städten Statuen des Seefahrers gestürzt oder beschädigt worden. Er steht ebenso im Fokus des Zorns wie etwa Generäle und Politiker der früheren Südstaaten der USA.

Im Stone-Mountain-Park nahe Atlanta (Georgia) marschierte unterdessen am Unabhängigkeitstag, der ob der Coronabeschränkungen und politisch-sozialen Krise öffentlich nur mäßig begangen wurde, Berichten zufolge eine größere Menge zum Teil bewaffneter Personen auf, die großteils afroamerikanischen Hintergrund hatte. Viele der Männer und Frauen trugen der Agentur Reuters zufolge schwarze, paramilitärische Gewänder, Gewehre und Munitionsgürtel, alle hatten ihre Gesichter mit Tüchern verhüllt.

Im Park befindet sich eine hochhausgroße Felsformation vom Umfang eines Fußballfelds, in die Bildhauer von den 1920er-Jahren bis Anfang der 1970er ein Relief im Gedenken an die Konföderierten gemeißelt haben. Es zeigt Südstaaten-Präsident Jefferson Davis (1861–1865) und zwei Generäle. Der Ort ist ein beliebtes Ausflugsziel, allerdings auch für rassistische weiße Gruppen.

Bei dem Aufmarsch forderte ein Sprecher die Zerstörung des Felsenbildes und richtete Schmähworte an weiße Rassisten: „Ich sehe hier keine weiße Miliz. Wir sind hier. Wo seid ihr? Wir sind in eurem Haus!“, zitierte Reuters aus dem Tonmitschnitt.

Trump weiter unversöhnlich

Ein Vertreter der Parkverwaltung sagte, dass die Leute friedlich aufgetreten seien. Der Ort sei öffentlich, ähnliche Auftritte gebe es „ab und zu“ und man respektiere die Versammlungsfreiheit, solange es friedlich bleibe.

In mehreren Städten gab es Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. Demonstranten verbrannten US-Fahnen. Der Umgang mit dem Erbe von Sklaverei und Bürgerkrieg spaltet die USA stärker denn je. Statt das Land mit versöhnlichen Tönen zu einen, heizte Präsident Donald Trump die Lage mit scharfer Kritik an den Protesten weiter an. Bei Auftritten während der Feiern nannte er die Aktivisten etwa „wütenden Mob“. Er werde es nicht zulassen, dass sie „unsere Statuen niederreißen, unsere Geschichte auslöschen, unsere Kinder indoktrinieren oder auf unserer Freiheit herumtrampeln.“ Amerikaner hätten „die Nazis, Faschisten, Kommunisten und Terroristen besiegt und amerikanische Werte gerettet“. Jetzt werde man „die radikale Linke, die Marxisten, Anarchisten, Unruhestifter und Plünderer besiegen“.

Trotz Sorgen vor neuen Corona-Ansteckungen verzichtete Trump nicht auf die üppigen Feiern, etwa in Washington. Auf eine Flugschau folgte ein Feuerwerk, die wenigsten Gäste im Garten des Weißen Hauses trugen Maske. Am 4. Juli war auch bekannt geworden, dass Kimberly Guilfoyle, die Freundin des Präsidentensohns Donald Trump Jr., am Virus erkrankt ist. Die ehemalige Staatsanwältin und Journalistin (51) ist im Wahlkampfteam Trumps aktiv. (Reuters, ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2020)

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