Coronavirus

Wieder über 1000 Erkrankte in Österreich: Ein Screening folgt

Maskenpflicht gilt (fast) nur noch in den Öffentlichen Verkehrsmitteln.
Maskenpflicht gilt (fast) nur noch in den Öffentlichen Verkehrsmitteln.(c) REUTERS (TOBY MELVILLE)
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Gegenüber Sonntag sind 85 Infektionen hinzugekommen, die meisten erneut in Oberösterreich. Dort wurden in einem weiteren Schlachthof Coronavirus-Infektionen nachgewiesen. Landeshauptmann Stelzer hat das Bundesheer um Unterstützung gebeten.

Erstmals seit dem 19. Mai gibt es wieder mehr als 1000 aktiv am Coronavirus erkrankte Menschen in Österreich: Nach den Zahlen des Innenministeriums waren am Montag 1012 Menschen aktiv an SARS-CoV-2 erkrankt. Insgesamt gab es in Österreich bisher 18.365 positive Testergebnisse, 706 sind bisher an oder mit Covid-19 gestorben, 16.647 sind wieder genesen.

Derzeit befinden sich 78 Menschen aufgrund des Coronavirus in krankenhäuslicher Behandlung, davon zehn auf Intensivstationen. Gegenüber Sonntag sind 85 Infektionen hinzugekommen, die weitaus meisten erneut in Oberösterreich mit 57. Wien folgte an zweiter Stelle mit 21. Fünf gab es in Niederösterreich, je einen in Salzburg und der Steiermark. In den anderen Bundesländern wurden keine weiteren Fälle registriert.

Oberösterreich: Ausbrüche in Schlachtbetrieben

Oberösterreich war zuletzt wegen steigender Coronavirus-Fallzahlen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Dort ist die Zahl der Covid-19-Fälle erneut nach oben gegangen: Von Sonntag 17 Uhr bis Montag, acht Uhr stieg die Anzahl von 393 auf 414. Zum Vergleich: In Wien sind es 347, in Niederösterreich 99. Außerdem wurden 59 in der Steiermark gezählt, 31 in Salzburg, 26 in Tirol, 16 in Kärnten, 14 im Burgenland und sechs aktiv Erkrankte in Vorarlberg.

Die Ausbrüche in Oberösterreich betrafen neben religiösen Gruppen, die zusammengetroffen waren, auch fleischverarbeitende Betriebe. Neben den Betrieben in den Bezirken Braunau, Ried im Innkreis und Wels-Land - wo zehn Mitarbeiter positiv getestet wurden, wurden am Montag in einem weiteren Betrieb zwei Infektionen nachgewiesen.

Schon in Deutschland hatten zuvor Covid-Fälle in Schlachtbetrieben für Aufsehen gesorgt. Am Sonntag war die österreichische Bundesregierung um Beruhigung bemüht: Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betonten, mit kleineren Schlachthof-Strukturen und vorsorglichem Testen der Betriebe sei man einen Schritt voraus.

Bundesheers rückt aus

Der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) hat am Montag einen Assistenzeinsatz beim österreichischen Bundesheer angefordert, um das Kontaktpersonen-Management trotz steigender Corona-Infektionszahlen weiter effektiv betreiben zu können. Das teilte das Land in einer Presseaussendung mit.

Man wolle angesichts der steigenden Zahlen die Tests ausweiten. Jeder Oberösterreicher solle binnen 30 Minuten eine Teststation erreichen können. Die Drive-Ins des Roten Kreuzes werden von zwölf auf 16 aufgestockt, die mobilen Teams ebenfalls verstärkt. Im Bedarfsfall will man auch die Laborkapazitäten erhöhen.

Weiters sollen künftig Kontaktpersonen der Kategorie eins auch dann getestet werden, wenn sie keine Symptome haben. Bei positiven Fällen an Schulen sollen alle Mitschüler derselben Klasse getestet werden. Zudem werden die Testaktivitäten in den Alten- und Pflegeheimen verstärkt. Bezüglich der Finanzierung warte man derzeit auf die Genehmigung des Bundes. Bis dahin will das Land Oberösterreich zehn Millionen Euro vorstrecken.

25.000 bis 30.000 freiwillige Tests pro Woche

Die Fälle in den oberösterreichischen Schlachthöfen sind bei einem Screening gefunden worden. Die Gesundheitsbehörden haben nun ein österreichweites Programm gestartet, so Anschober. Demnach sind 25.000 bis 30.000 freiwillige Tests pro Woche möglich. Dafür seien 240 Millionen Euro bis Jahresende vorgesehen.

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Ziel ist es Anschober zufolge, in potenziellen Risikobereichen - unter anderem Pflege- und Altersheime, Gesundheitseinrichtungen (Arztpraxen, Krankenhäuser etc.) - durch regelmäßige, risikobasierte Testungen Frühwarnsysteme aufzubauen. Dazu soll es Tests für Personen in prekären Arbeits- und Wohnverhältnissen geben.

Anschober zufolge wurden in Österreich bisher 654.000 Tests durchgeführt. Es gehe darum, "die Verbreitung des Virus frühzeitig zu erkennen und die Infektionsketten durch schnelles und konsequentes Containment zu unterbrechen". Mit den Screenings auf freiwilliger Basis will der Gesundheitsminister ein Frühwarnsystem etablieren. Dabei seien auch Schlachthöfe und Fleischverarbeitungsbetriebe "ein wichtiger Teil der Screening-Testungen in ganz Österreich", die auf freiwilliger Basis bereits jetzt sehr gut angenommen würden.

(APA/Red.)

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