Haute-Couture-Schauen

Couture auf dem digitalen Laufsteg

(c) REUTERS (FRANCOIS LENOIR)
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Von 6. bis 8. Juli wird die älteste Modenschau der Welt erstmals in rein digitaler Form stattfinden. Damit sind nicht alle glücklich.

Die Couture-Modewoche hat begonnen, jedoch so ganz anders, als das bisher der Fall war. Anstatt der exklusiven Shows in Paris wird von 6. bis 8. Juli die älteste Modewoche der Welt nur in digitalem Rahmen stattfinden.

Auf einer Plattform der Fédération de la Haute Couture et de la Mode (FHCM) werden die Herbst/Winter-Kollektionen 2020/21 der Labels mit Filmen und exklusiven Preview-Bildern präsentiert. Große Teile davon werden für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich sein, es wird aber auch Bereiche geben, die nur für Business-Insider zu sehen sind.

Da durch das Coronavirus die Haute-Couture-Ateliers für drei Monate geschlossen waren, zeigen viele Modehäuser eine kleinere Kollektion sowie bereiten Archivmaterial neu auf oder veröffentlichen Foto- und Videokollaborationen.

„Paris ohne Modewoche ist ein bisschen traurig"

Chanel etwa wird nur 30 anstatt der sonst üblichen 70 Looks online präsentieren, für Kunden wird es obendrein private und "reale" Termine geben. "Paris ohne Modewoche ist ein bisschen traurig. Es gibt keinen Druck, keine Konkurrenz und kein Prestige, das man mit den Modeschau hat", erklärt Bruno Pavlovsky, Präsident von Chanel SAS im Gespräch mit dem Branchendienst "Women's Wear Daily“.

Mit der digitalen Präsentation ist er nicht wirklich zufrieden, auch wenn die Veröffentlichung auf digitalen Plattformen bei der Resort-Kollektion Anfang Juni sehr erfolgreich war, was Zuschauerzahlen und Engagement-Raten betrifft. "Tatsächlich sind die Resultate beeindruckend, aber dennoch nicht zufriedenstellend. Diese großen digitalen Statistiken bilden nicht das Image und die Werte ab, für die das Haus steht." Und weiter: "Wir sind daran interessiert, eine Emotion zu erzeugen, die ein Verlangen auslöst, eine Spur hinterlässt und eine Energie erzeugt, die Sie später in Geschäften wiederfinden. Für mich ist das mit digitalen Tools nicht möglich."

Maria Grazia Chiuri, Kreatividirektorin bei Dior, hat sich gar nicht erst vorgenommen, eine Modeschau ins Digitale zu übersetzen. Deshalb hat man bei Dior Regisseur Matteo Garrone, der etwa für "Gomoorah" verantwortlich zeichnet, damit beauftragt, einen Kurzfilm zu kreieren. Auf den physischen Runway wird Dior übrigens am 22. Juli im italienischen Lecce zurückkehren. Allerdings ohne Publikum. Valentino wird am 21. Juli in Rom Couture-Träume wahr werden lassen.

Neue Wege gehen

Nicht alle Modehäuser nehmen an der Couture-Week Teil. Giorgio Armani wird seine Armani-Privé-Kollektion erst im Jänner 2021 in Mailand präsentieren, Jean Paul Gaultier verzichtet gänzlich darauf.
Das Modehaus Balenciaga, das nach 52 Jahren wieder eine Couture-Kollektion gezeigt hätte, wird diese auch erst im Jänner zeigen. Givenchy verzichtet auf die Saison, obwohl mit Matthew Williams als Kreativdirektor auch eine Premiere ins Haus gestanden wäre.

Einen anderen Weg wählte Designer Olivier Rousteing. Er präsentierte die Balmain-Couture-Kollektion am 5. Juli auf einem Boot auf der Seine. Die „Balmain-Kreuzfahrt" war zumindest vom Ufer aus für Live-Publikum sichtbar. Gezeigt wurden zum 75. Jubiläum des Hauses übrigens Couture-Looks aus dem Archiv sowie eine kleine Auswahl neuer Kleider.

>>> „WWD"

(chrile )

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