Strandcafé

„Usus am Wasser“: Neu an der Neuen Donau

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Nach dem Ende der Creau hat sich das einstige Zwischennutzungs-Kollektiv Usus an der Neuen Donau angesiedelt. Und diesmal will man bleiben.

Die Fritz Kola-Tische in der Laube sind gerade erst kürzlich gekommen. Da, deutet Mathias Bauchinger auf einen Topf mit Sonnenblumen, will er dringend daneben noch etwas in die Erde pflanzen. Das Grill-Salettl hat zwar schon ein paar Feiern erlebt, aber überhaupt noch kein richtiges Konzept.

Vieles ist noch im Fluss an der Neuen Donau. Zum einen ist das dem Virus geschuldet. „Ab Mitte März war alles Corona“, sagt Bauchinger. „Mitte April hieß es plötzlich: In einem Monat könnt Ihr aufsperren.“ Seither hat man vorbereitet, was ging; seit Mai läuft der Gastronomiebetrieb.

Abgesehen davon ist das Unfertige bei „Usus am Wasser“ auch Programm. „Das hier ist kein vorgefertigtes Projekt“, sagt Sprecherin Marlies Stohl. „Wir wollen den Ort erst einmal kennen lernen; dann wird sich in den nächsten Jahren hier sicher vieles noch verändern.“ Man habe sich selbst einfach einen schönen Arbeitsplatz schaffen wollen, erklären die beiden die Motivation.

Zuletzt waren hier die „Donaupiraten“ beheimatet, doch die Restaurantanlage mit Terrassen auf mehreren Ebenen hatte schon einige Namen; auch nicht ganz legale Technofeste sollen in den 2000ern hier stattgefunden haben. Teil der Anlage ist die mit 200 Metern angeblich längste Wasserrutsche Wiens. Sie ist allerdings derzeit nicht in Betrieb, weil sie nicht den aktuellen Auflagen entspricht. „Mit einfachen Mitteln“, sagt Bauchinger, „ist die leider nicht wiederzubeleben.“

Baden, Eis und Kabarett

Zusammengefunden hat das Kollektiv aus PR- und Eventleuten, Tischlern, Elektrikern und Gastronomen über die von ihm betriebene Creau auf der Trabrennbahn Krieau. Im Gegensatz dazu handelt es sich diesmal allerdings nicht mehr um ein Zwischennutzungsprojekt. „Etwas nur für zwei, drei Jahre aufbauen“, sagt Stohl, „das wollten wir nicht mehr.“

Die Anlage selbst ist ein Superädifikat; die Firmenkonstruktion dahinter ist kompliziert, hat Anwälte und Steuerberater beschäftigt. Zwei Jahre habe man als Team am Kauf gearbeitet, sagt Bauchinger, der froh ist, drangeblieben zu sein. Der Maschinenbau-Wirtschafts-Absolvent hat seit ein paar Jahren seine eigene Elektrikerfirma und wurde über die Creau Gründungsmitglied von Usus. Zunächst war Usus ein Verein; weil ein solcher nicht unternehmerisch tätig sein kann, agiert man nun als Genossenschaft.

Seither hat man im Schauspielhaus mit „Silent Cook“ Patrick Müller das Thema Theatergastronomie neu definiert (am Wasser experimentiert man nun mit hochwertigem Strand-Essen bis hin zu „Gulasch-Fries“), in Währing die Villa Schapira zwischengenutzt (verlängert bis November) und in Mariahilf mit der Rad-WG eine Art Parkhaus für Drahtesel eingerichtet. Im Herbst hat das Kollektiv schließlich an der Neuen Donau mit den Sanierungen begonnen; schon da haben die ersten Feste stattgefunden, von Geburtstagen und Weihnachtsfeiern bis zum Boiler Room-Konzert.

Handwerk, wie in den Ställen der Krieau, spielt hier eher keine Rolle, dafür naturgemäß Wassersport. Es gibt eine kleine Bocciabahn, und auch vom Radevent bis zum Crossfit-Parcours können sich die Usus-Leute hier einiges vorstellen. Eine direkte Folge des Lockdown ist die neue Kulturbühne. Dafür wurde die vorhandene Bühne schnellstmöglich auf Vordermann gebracht; Hosea Ratschiller hat das (Kabarett-)Programm auf die Beine gestellt. Am Donnerstag unterhält etwa Benedikt Mitmannsgruber die 100 Gäste, am Freitag Omar Sarsam, am Samstag Ulrike Haidacher, am Sonntag das Wiener Jazzpanoptikum.

Vor zehn Jahren hätte man die Leute wohl aus der Stadt nicht rausgekriegt, mutmaßt Bauchinger. Heute, da der Donaukanal kein Geheimtipp mehr ist, sieht er an der Neuen Donau Potenzial. Für Studenten, aber auch, wie Stohl als Mutter eines Siebenjährigen betont, für Eltern, die gern ein bisschen gute Musik hören, während sie den Nachwuchs beaufsichtigen. Jeden Sonntag gibt es ein Kinderprogramm. Gleich nebenan Richtung Norden liegt auch der offizielle Familienstrand mit Flachwasserzone.

Montag bis Mittwoch öffnet um 14 Uhr der Kiosk u. a. mit Bioeis; wer will, darf sich auch schon früher hier aufhalten, wenn er den Ort so verlässt, wie er ihn vorgefunden hat. Die Politik diesbezüglich ist liberal; auch eine Tanzgruppe durfte im Schatten des überdachten Tanzbodens schon üben. Die Innenräume können das ganze Jahr über für Feiern, Seminare oder Teambuilding-Aktivitäten gemietet werden. Daneben soll der Ort auch jenen der rund 20 Genossenschaftsmitglieder zur Verfügung stehen, die nicht Vollzeit, sondern projektbezogen mitarbeiten. Sie sollen hier arbeiten, garteln, den Saal nutzen können – oder auch einfach nur ihre Badesachen versperren.

Auf einen Blick

Usus am Wasser wird von der Kreativgenossenschaft Usus betrieben und versteht sich als Ort für den kleinen Wien-Urlaub am Wasser. Montag bis Mittwoch von 14 bis 20 Uhr Kiosk-Betrieb, Donnerstag bis Sonntag werden im Gastgarten Sandwiches, kalte Suppen, Pommes frites und Kuchen serviert, abends gibt es ein Kulturprogramm. Die Räume kann man ganzjährig mieten. An der Neuen Donau 1, ein paar Minuten zu Fuß von der U6 (Neue Donau) oder per Radweg über die Brigittenauer Brücke.

amwasser.wien

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