Die Einführung der Gesamtschule ist für den ehemaligen steirischen Landesschulrat Bernd Schilcher nur eine Frage der Zeit. Erwin Prölls Vorschlag einer gemeinsamen Schule bis zwölf hält er nicht für sinnvoll.
In der ÖVP gibt es zwar nach wie vor Widerstand gegen eine gemeinsame Schule für Zehn- bis 14-Jährige, für den schwarzen Bildungsexperten Bernd Schilcher ist deren Einführung dennoch nur noch eine Frage der Zeit. "Ich glaube, es liegt nicht in der Hand einzelner Personen, das dauerhaft zu verhindern", so der frühere steirische Landesschulratspräsident.
Dafür sei nämlich der "Druck der sozialen Kohäsion zu groß": Wichtigstes Ziel der Schule neben der Bildung müsse der soziale Zusammenhalt sein. Schüler ohne und mit Migrationshintergrund, mit hohem und niedrigem Lernniveau müssten lernen, miteinander zu leben. Es sei sinnlos, Schüler nach gesellschaftlichen Milieus in Schulen zusammenzufassen, wenn sie später in ein Berufsleben mit großer Pluralität einsteigen müssten.
Skepsis komme vor allem von den Bildungsbürgern. Diese hätten seit 150 Jahren versucht, die Schulpolitik zu steuern und seien noch immer bestimmend. "Sie haben Angst, ihren Vorrang einzubüßen", so der Bildungsexperte. Das Argument, es käme zu einer Nivellierung des Niveaus nach unten, sieht er als Schutzbehauptung.
Pröll-Vorschlag: "Kaum Verbesserungen"
Den Vorschlag des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll (ÖVP), die Bildungsentscheidung für Hauptschule oder AHS von derzeit zehn auf zwölf Jahre nach hinten zu verschieben, sieht Schilcher skeptisch. Das sei "ein Schrittchen, das keine wesentlichen Verbesserungen bringt". Wirklich entscheidend sei die Entscheidung mit 14 Jahren, wenn der Schüler "den Schwerpunkt seiner künftigen beruflichen Tätigkeit festlegt".
(APA)