Warum man vielleicht bald nicht mehr Moretti heißen darf, die Sturmläufer gegen „Mohrenapotheken“ am Ende Muslime diskriminieren und der nur vermeintlich antirassistische Protest auf Morcheln und Goldfische vergisst.
In der Schweiz fliegen die „Moretti“ aus den Regalen, in Wien nennt sich eine „Mohrenapotheke“ um, zwei Wiener „Mohrengassen“ werden wieder zum Skandalon. Ja, es gibt viel zu tun, will man das Wort „Mohr“ aus Namen entfernen. Es steckt in Gasthäusern, Apotheken, Brunnen, Brauereien, Straßennamen . . . Und die Säuberung der öffentlichen Sphäre von angeblich rassistischen, Gefühle verletzenden Namen wird eine langwierige Angelegenheit. Immerhin steckt das M-Wort auch in einer Fülle von Tier- und Pflanzennamen.
Von Geschichtsbewusstsein soll die Umbenennungswut zeugen. Sie ist im Gegenteil historisch ahnungslos. Ja, es gibt Ausnahmen: Dass die Berliner Verkehrsbetriebe jetzt ihre U-Bahn-Station „Mohrenstraße“ in Glinkastraße umbenennen – warum nicht? Zumindest eine von drei möglichen Erklärungen bringt den Namen mit im deutschen Kolonialismus hergebrachten westafrikanischen Arbeitern in Verbindung.