Rassismus

Prinz Harry fordert Debatte über Kolonial­vergangenheit

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Die Vergangenheit muss erst anerkannt werden, um vorwärts zu kommen, so der Prinz. Britische Boulevardmedien sehen das als Angriff auf das britische Empire und die Queen.

Der britische Prinz Harry hat die Staaten des Commonwealth dazu aufgefordert, sich im Zusammenhang mit der aktuellen Rassismus-Debatte mit ihrer kolonialen Vergangenheit auseinanderzusetzen. "Wenn man quer durch das Commonwealth blickt, gibt es keinen Weg, wie wir vorankommen können, wenn wir die Vergangenheit nicht anerkennen", sagte Harry in einem am Montag veröffentlichten Video.

Der 35-Jährige und seine Frau Meghan hatten vergangene Woche an einer vom Netzwerk Queen's Commonwealth Trust (QCT) organisierten Videokonferenz teilgenommen. Das virtuelle Treffen mit Staatschefs des Staatenbundes, dem Harrys Großmutter, die britische Königin Elizabeth II., vorsteht, fand als Reaktion auf die weltweiten Proteste im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung statt. Die aus den USA stammende Bewegung wendet sich vor allem gegen strukturellen Rassismus.

„Noch so viel mehr zu tun“ 

Dieser habe zwar eigentlich "keinen Platz" in der Gesellschaft, komme aber dennoch viel zu häufig vor, sagte Harry bei der Videokonferenz. "So viele Menschen haben unglaubliche Arbeit geleistet, um die Vergangenheit anzuerkennen und zu versuchen, Fehler zu korrigieren, aber ich denke, wir alle erkennen an, dass noch so viel mehr zu tun ist."

In den britischen Boulevardmedien kam die Wortspende des Prinzen nicht ganz so gut an. Dort wird sie als "Schlag gegen das Empire" angesehen und auch als Kritik an der Queen und an den eigenen Vorfahren. Außerdem verstoße es gegen das Royale Protokoll, sich politisch zu äußern, heißt es da immer wieder.

Kritiker auf den Social-Media-Plattformen stellen außerdem das Verständnis der Geschichte des Commonwealth von Prinz Harry in Frage. Dieser sei eben genau deshalb gegründet worden, um die Fehler des Empires auszubügeln.

Meghans Erfahrungen mit Rassismus

Auch Ehefrau Herzogin Meghan meldete sich zu Wort, sie habe selbst Erfahrungen mit Rassismus gemacht. "So weit wie ich verstanden habe, vor allem, weil ich in letzter Zeit noch mehr darüber gelernt habe und natürlich auch persönliche Erfahrungen damit gemacht habe, liegt das Problem in der Selbstzufriedenheit der Menschen, die sich so mitschuldig machen." Man müsse sich jetzt ein wenig unwohl fühlen und diese Unbehagen überwinden, um zu lernen. 

Das Commonwealth ist ein loser Staatenbund, der aus Großbritannien und vielen ehemaligen Kolonien des britischen Empire besteht. Die 54 Mitgliedsländer machen mit ihren 2,4 Milliarden Einwohnern ein Viertel der Weltbevölkerung aus. Der Queen's Commonwealth Trust soll jungen Menschen aus diesen Ländern eine Austauschplattform bieten. Harry und Meghan stehen dem Netzwerk als Präsident und Vizepräsidentin vor.

Das Paar hatte sich dieses Jahr aus dem Königshaus zurückgezogen und will nun eine gemeinnützige Organisation gründen. Harry hatte dies unter anderem auch mit "rassistischen Untertönen" in der Medienberichterstattung über seine Frau begründet. Meghan hatte als Tochter eines weißen US-Amerikaners und einer Afroamerikanerin wiederholt von persönlichen Erfahrungen mit Rassismus berichtet.

(APA/AFP/Red. )

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