Kunst im öffentlichen Raum

Neue Bibliothek an Uni Graz bekommt 500 Quadratmeter großes Kunstwerk

Anna Artaker
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Überdimensionales Sgraffito an der Unterseite der riesigen Auskragung

Mit einem rund 500 Quadratmeter großen Kunstwerk wird die Sanierung und Erweiterung der Universitätsbibliothek (UB) der Universität Graz abgeschlossen. Am Freitagvormittag waren erste Einblicke auf das entstehende Sgraffito an der Unterseite der spektakulären Auskragung des Gebäudes im dritten Stock möglich. Entworfen wurde das Kunstwerk von Anna Artaker (geb. 1976 in Wien).

Rund 100 Quadratmeter des riesigen Kunstwerkes am weit auskragenden gläsernen Neubau, der über dem historischen Gebäude sitzt, sind bereits realisiert. Bis zum Beginn des Wintersemesters soll das gesamte Sgraffito fertiggestellt sein, hieß es am Freitag im Zuge der ersten Besichtigung mit der Künstlerin Anna Artaker, Vizerektorin Petra Schaper-Rinkel und Vertretern der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) als Auftraggeber.

220-fach vergrößerter Kupferstich

Das überdimensionale Kunstwerk stellt auch für Artaker ihre bisher größte Arbeit dar. Darin überträgt die Künstlerin und studierte Philosophin und Politikwissenschafterin einen Kupferstich aus der Renaissance rund zweihundertzwanzigfach vergrößert auf die 500 Quadratmeter große Auskragung über dem Haupteingang der UB. Zu sehen sind sechs Personen, die um eine Lichtquelle in einem zentralperspektivisch dargestellten Raum versammelt sind.

Als Vorlage habe sie eine Illustration aus dem Lehrbuch des französischen Renaissance-Gelehrten Jean Du Breul aus dem Jahr 1642 mit dem Titel "Perspectiva practica" genommen, erzählte Artaker, die damit eine Anknüpfung an den Wissensstand zur Zeit der Gründung der Universität Graz herstellt. Die Sgraffito-Technik selbst wurde in der italienischen Renaissance perfektioniert. "Ich freue mich sehr, dass wir hier durch das Kunstprojekt Vergangenheit und Zukunft verbinden", hob Vizerektorin Schaper-Rinkel hervor.

Künstlerin Anna Artaker mit dem Entstehungsprozess der PERSPECTIVA PRACTICA
Künstlerin Anna Artaker mit dem Entstehungsprozess der PERSPECTIVA PRACTICADavid Schreyer

Das auf architektonische Dimension vergrößerte, in den Putz eingekratzte Sgraffito erzeugt durch die Perspektive eine starke räumliche Wirkung. Über eine dunkel eingefärbte Putzschicht wird eine hellere Deckschicht aufgetragen, in diese wird das Motiv eingekratzt und der dunklere Putz dadurch sichtbar. Die riesige Fläche stellt eine besondere Herausforderung für die Arbeit mit Sgraffito-Technik dar: Der Putz muss Stück für Stück aufgetragen und als Tagwerk im noch feuchten Zustand gleich im Anschluss gekratzt werden. Jeweils drei bis vier Personen werden auch noch in den kommenden Wochen bis zur Fertigstellung gleichzeitig daran arbeiten.

Sgraffito-Technik am Kunstprojekt
Sgraffito-Technik am KunstprojektDavid Schreyer

Abhängig vom Projektvolumen lobt die BIG seit 2005 jährlich ein bis drei Wettbewerbe für Kunst-am-Bau-Projekte unter dem Motto "Big Art Kunst & Bau" aus. In der Steiermark wurden seither inklusive dem aktuellen Projekt acht Kunstwerke mit einer gesamten Investitionssumme von einer Million Euro realisiert.

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