Replik

Ein gallebitterer Triumph der Kirche

Die Presse (Clemens Fabry)
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Die gesetzliche Verankerung des Ethikunterrichts beweist keineswegs die Stärke des Religionsunterrichts.

Es sind genau zwei Botschaften, die Andrea Pinz in ihrem Gastkommentar „Die Stärke des Religionsunterrichtes“ vom 6. Juli wortreich verpackt hat: Einerseits wiederholt sie eine tausend Jahre alte kirchliche Kampfansage gegen die Vernunft; philosophia ancilla theologiae lässt grüßen. Anderseits attestiert sie jedem, der sich für einen allgemein verpflichtenden Ethikunterricht – für alle Schülerinnen und Schüler und unabhängig vom Religionsunterricht – einsetzt, Unwissen, Religionsfeindlichkeit oder beides.

Es wäre mühselig, auf die Lobhudeleien der katholischen Schulamtsleiterin für den eigenen Religionsunterricht bzw. auf die von ihr konstruierten Unterstellungen einzugehen; den intelligenten Leserinnen und Lesern sei es überlassen, ihr eigenes Urteil über die „Argumente“ von Frau Pinz zu fällen.

Viel interessanter wäre es hingegen, der Frage nachzugehen, wieso die katholische Kirche, gerade jetzt, da sie ihr Ziel erreicht hat, über eine hohe Amtsträgerin sich in Apologetik verliert und mit Verbalattacken gegen das „Ethik für alle“-Lager aufhorchen lässt. Schließlich haben ja die Bischöfe jeden Grund zu jubeln und sich vergnügt zurückzulehnen: Nach jahrelangem Intensivlobbying wird diese Woche noch – gelobt sei nicht der Herr, sondern der Klubzwang! – der diskriminierende Ethikunterricht nach den Vorgaben der katholischen Bischofskonferenz gesetzlich verankert werden.

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