Festival

Im Biorhythmus von ImPulsTanz

ImPulsTanz/Kat Reynolds
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Workshop-Leiter Rio Rutzinger hat für ImPulsTanz 296 Mitmach-Events organisiert. Heuer wird es nur wenige Performances geben – im Rahmen des Kultursommers.

Es ist sein 29. ImPulsTanz-Festival – aber so eines hat Rio Rutzinger noch nie erlebt. Statt Wien vier Wochen lang zum Nabel der internationalen Tanzwelt zu machen, gibt es nur Workshops im öffentlichen Raum. Sein Körper sei gewöhnt, von April bis Juni nur drei, vier Stunden Schlaf am Tag zu ergattern, sagt Rutzinger, der bei ImPulsTanz künstlerischer Leiter für Workshops und Research ist. Die abgespeckte Coronaversion fordert weniger körperlichen Einsatz, ist aber belastender: „Da tut sich was. Beim Biorhythmus, aber auch emotional“, sagt Rutzinger.

Als im April die Entscheidung gefallen sei, die Performances abzusagen, habe er mit etwa 70 Künstlern weltweit telefoniert und war erschüttert. „Bei den Kollegen aus New York, Belgien, Frankreich oder Schweden – dort war die Situation viel ärger als bei uns. Da ist es wirklich so, dass jeder jemanden kennt, der an Corona gestorben ist.“ Fünf der 70 Gesprächspartner waren selbst erkrankt.

„Viele Tänzer verlieren ihre Jobs“

ImPulsTanz 2020

„Man kriegt einen anderen Realitätsbezug dazu, wenn man aus Österreich rausschaut.“ Und nicht nur die Krankheit selbst, auch die Folgen sind beängstigend: „Viele professionelle Tänzer verlieren ihre Jobs. Vorstellungen wurden auf 2021 verschoben. Damit auch die Zahlungen – sie bekommen zwar nächstes Jahr Geld, aber das, was sie heuer verdient hätten, ist verloren.“ Bis Freitag musste auch das Festival ums Geld zittern – erst dann kam die Förderzusage vom Bund. Die Stadt Wien hält die Treue. Einige ImPuls-Performances wurden in den Kultursommer 2020 übernommen. Für die 296 Workshops gilt: „Jeder kann vorbeikommen und mitmachen.“ Die Online-Anmeldung beginnt jeweils am Tag vor dem Workshop um Mitternacht, auch Telefon-Reservierungen sind von 14 bis 16 Uhr möglich.
Workshops: Weil die ImPulsTanz-Performances heuer abgesagt sind, gibt es das größte „Public Moves“ aller Zeiten: 296 Gratis-Workshops mit 90 Dozenten stehen an sieben öffentlichen Plätzen und Parks in Wien am Programm. Jeder kann an den Workshops teilnehmen. 9. 7. bis 30. 8. Reservierung jeweils ab Vortag: www.impulstanz.com/publicmoves bzw. per Telefon unter +43 1 523 55 58-19
Performances: Einige ImPulsTanz-Performances laufen im Rahmen des Wiener Kultursommers: www.kultursommerwien.at

Vor Ansteckung fürchten muss man sich nicht. Die Situation ist geradezu luxuriös: 800 Quadratmeter Tanzboden oder Wiese werden je Workshop für 50 Teilnehmer zur Verfügung stehen – das sind 16 Quadratmeter pro Person. „Seit 1. Juli sind Kontaktsportarten zwar wieder erlaubt. Man dürfte sich also berühren“, sagt Rutzinger. „Aber die meisten Leute, mit denen ich gesprochen habe, sind froh, dass man Abstand halten kann.“ Man wisse ja auch nicht, wie sich Situation und Vorschriften ändern. „Jeder, der seine 80-jährige Oma umarmen will oder an Diabetes leidet, hat auch ganz ohne Verschwörungstheorien gute Gründe, niemanden berühren zu wollen.“

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