Urschitz meint

Haben wir ein Problem mit Kapitalismus?

Von Agrar-Ausbeutung bis Wirecard: Der Staat reguliert viel, aber falsch.

Was verbindet den Wirecard-Betrugsskandal und die vom Corona-Virus aufgedeckten skandalösen Vorgänge in Fleischfabriken, Obstplantagen und Gemüsefeldern von Katalonien über Deutschland bis ins Marchfeld? Immer mehr Wohlstandsbürger haben dafür eine einfache Antwort: Kapitalistische Gier. Weshalb das System, das uns grosso modo den höchsten Lebensstandard in der Geschichte der Zivilisation beschert hat, auch weg müsse.

Klingt einleuchtend, die Dinge liegen aber ein wenig komplizierter. Es stimmt, dass das sportliche „schneller, höher, weiter“ die Triebfeder der kapitalistischen Marktwirtschaft ist. Und es stimmt auch, dass diese Motivation zum Foulspiel animiert. Das Ergebnis ist dann schwerer Betrug wie bei Wirecard. Oder krasse Ausbeutung, wie in Teilen der europäischen Landwirtschaft und den Fleischfabriken.
Genau hier kommt die Rolle des Staates ins Spiel: Der soll sich nicht ins operative Unternehmensgeschäft einmischen, aber klare Regeln aufstellen und auch exekutieren, um Fairplay zu gewährleisten. Denn mit der „unsichtbaren Hand“ des Marktes verhält es sich ein bisschen so wie mit dem autonomen Fahren: Es funktioniert hervorragend innerhalb vorgegebener breiter Fahrbahnen, wird aber zur reinen Katastrophe, wenn man wild ins Gelände geht.

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