China

"Gaokao": Der Corona-Jahrgang lässt sich testen

Anstellen für die große Prüfung: In ganz China treten 10,7 Millionen Schüler zur Abschlussprüfung an, die über die Zulassung zu den Universitäten entscheidet.
Anstellen für die große Prüfung: In ganz China treten 10,7 Millionen Schüler zur Abschlussprüfung an, die über die Zulassung zu den Universitäten entscheidet.REUTERS
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Diese Woche treten Chinas Schüler zum „Gaokao“ an, zur Uni-Eingangsprüfung. Was einst als Aufstiegschance für sozial Schwache galt, wird dieses Jahr von einem Kriminalfall überschattet.

Ein Dutzend Polizisten in dunkelblauen Uniformen steht um den abgesperrten Eingang der Pekinger Oberschule Nr. 55 versammelt. Mit ernster Miene und schnellen Handbewegungen dirigieren sie die Fahrradfahrer und Lieferkuriere auf ihren E-Scootern durch die enge Seitenstraße. Auf dem gegenüberliegenden Trottoir hat sich eine Menschentraube versammelt: Rund 50 Mütter und Väter schauen gebannt auf den abgesperrten Schuleingang, ihre Angespanntheit lässt sich auch durch die Gesichtsmasken erkennen.

Was auf den ersten Blick wie ein lokaler Coronavirus-Ausbruch wirken mag, ist tatsächlich die Zementierung des neuen Normalzustands in China: Endlich, nach einem Monat Verspätung, treten 10,7 Millionen chinesische Schüler zum „Gaokao“ an, der wohl wichtigsten Prüfung eines jeden Chinesen. Das Resultat des mehrtägigen Tests unter anderem in Mathematik und Englisch entscheidet über die Zulassung an die renommierten Universitäten im Land. Diese entscheiden in der Volksrepublik maßgeblich über Karriere- und schlussendlich auch Heiratschancen. Zwei Tage, die den Kurs des weiteren Lebens vorgeben.

Als die 29-jährige Wang Yuan auf ihrem Weg ins Büro die Oberschule Nr. 55 passiert, kommen bei ihr alte Erinnerungen hoch: „Wir wurden damals mit Schulbussen zur Prüfungsstätte gefahren, chauffiert von Polizeiautos, damit wir stets Vorfahrt hatten“, erinnert sich die Angestellte: „Uns war klar: Wenn wir beim Test scheitern, wird es unser ganzes Leben beeinflussen.“

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