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Genderdebatte um Magazin "Journalist": Für 100 Abos gibt's einen neuen Namen

Die Presse / kanu
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Im Titel des Branchenblatts „Der Österreichische Journalist“ seien Frauen nur mitgemeint, beklagte eine Journalistin auf Twitter. Der Herausgeber reagierte mit einem Vorschlag, der Unmut erregte.

Das Branchenblatt „Der österreichische Journalist“ hat auf Twitter mit einem ungewöhnlichen Angebot Unmut auf sich gezogen. Die Puls 4-Journalistin und stellvertretende Vorsitzende des Frauennetzwerk Medien, Alexandra Wachter, hatte Anfang Juli angeregt, dass das Magazin seinen Titel ändern solle, damit Frauen nicht nur „mitgemeint“ sind. Als Beispiel führte sie das deutsche Pendant desselben Verlags an, das „Medium Magazin“ heißt und auf seiner Webseite auch explizit Journalistinnen anspricht. Wachter rief Gleichgesinnte dazu auf, ihr Ansinnen auf Twitter zu unterstützen.

Der Herausgeber und Chef des Oberauer-Verlags, Johann Oberauer, antwortete selbst mit einem Tweet: „Motzen ist zu wenig. Tut mehr!“ Für 100 neu abgeschlossene Abos bis Ende Juli würde er „sehr gerne“ den Titel des Magazins ändern.

Der Vorschlag wurde unter den auf Twitter aktiven Journalisten nicht gut angenommen. Der Tenor: Oberauer suggeriere, dass er Frauen nur für Geld sichtbar machen würde. Konkret für 7.800 Euro: So viel kosten nämlich 100 Jahresabos, wie Wachter vorrechnete.

Rechtsstreit um „Journalistin"

Die Titeldiskussion hat noch eine weitere Dimension: In Deutschland ist zwischen dem Oberauer-Verlag und dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) ein Rechtsstreit um den Titel „Journalistin“ entbrannt. Der DJV gibt monatlich ein Magazin mit dem Titel „Journalist“ heraus. Seit Anfang 2020 erscheint die Hälfte der Auflage unter dem Titel „Journalistin“. Auf diesen Titel erhebt aber der in Salzburg ansässige Oberauer-Verlag Anspruch: Er hat erstmals 2007 ein Magazin mit diesem Titel herausgebracht, das mittlerweile einmal jährlich als Doppelausgabe mit dem „Medium Magazin“ erscheint.

Vor einem Kölner Gericht hatte der Oberauer Verlag Erfolg: Per einstweiliger Verfügung darf der DJV den Titel „Journalistin“ vorerst nicht mehr verwenden. In der Juni-Ausgabe des Magazins war das Suffix „-in“ daher rot durchgestrichen.

Johann Oberauer habe dem DJV-Chefredakteur Matthias Daniel vor Gericht erklärt, welche Formen des Genders aus seiner Sicht zulässig wären, heißt es in einer Stellungnahme des Oberauer-Verlags: „Ein simples Gender-Sternchen oder ein Unterstrich zwischen Mann und Frau und sofort könnte Friede einkehren, aber Titelklau geht nicht."

(kanu)

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