Niederlande

Polizei entdeckt Folterkammer in der niederländischen Unterwelt

Eines der Fundstücke in einem der Container in den Niederlanden: ein Zahnarztstuhl.
Eines der Fundstücke in einem der Container in den Niederlanden: ein Zahnarztstuhl.via REUTERS
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Zahnarztstuhl und Folterinstrumente. Der Fund schockt die Niederlande. Sechs Personen wurden festgenommen. Der Hauptverdächtige hat Verbindungen ins Drogenmilieu.

Die niederländische Polizei hat ein Gefängnis der Unterwelt mit einer Folterkammer entdeckt. Insgesamt sieben Container seien von einer kriminellen Bande umgebaut worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag in Rotterdam mit. "Das Bild der Seecontainer ist eiskalt und sehr schockierend.“ Am Mittwoch gab es erste Ermittlungsergebnisse.

Sechs Personen waren den Angaben zufolge bereits vor zwei Wochen unter dem Verdacht der geplanten Entführung und Geiselnahme festgenommen worden. Der Hauptverdächtige ist nach Polizeiangaben ein 40-Jähriger aus Den Haag. Er gehöre einer der führenden Drogenbanden des Landes an, berichten Medien am Mittwoch.

Der 40-Jährige war seit April wegen des Verdachts auf Drogenhandel und der Vorbereitung einer Liquidierung ins Visier der Ermittler geraten. Dabei war auch die Lagerhalle entdeckt worden, in der die Container aufgestellt waren.

Am 22. Juni verschaffte sich die Polizei Zutritt zu der Lagerhalle.
Am 22. Juni verschaffte sich die Polizei Zutritt zu der Lagerhalle.via REUTERS

Die Polizei geht davon aus, dass die Container noch nicht genutzt worden waren. Sie befanden sich in einer Lagerhalle im Ort Wouwse Plantage in der südlichen Provinz Brabant. Sechs waren eingerichtet als Gefängniszellen, schallisoliert mit WC und Handschellen an Decken und Böden.

„Behandelzimmer"

"Einen siebenten Seecontainer nannten die Verdächtigen das "Behandelzimmer", ganz offensichtlich gedacht und fertig eingerichtet, um Menschen zu foltern", teilte die Staatsanwaltschaft mit. In dem Container waren ein Zahnarztsessel und zahlreiche Folterinstrumente gefunden worden wie Heckenscheren, Zangen und chirurgische Instrumente.

Die Kriminalpolizei war der Bande über das Abfangen von Telefon- und Chatgesprächen auf die Spur gekommen. Die Verdächtigen hatten nach Angaben der Polizei über das inzwischen geschlossene Netzwerk EncroChat unverblümt über Entführungen und Folterungen gechattet. Erst vor wenigen Tagen hatte die europäische Justizbehörde Eurojust berichtet, dass die Polizei das Netzwerk geknackt habe und somit ein großer Schlag gegen die organisierte Kriminalität in Europa gelungen sei.

Die zwei Container in der Lagerhalle.
Die zwei Container in der Lagerhalle.via REUTERS

Offensichtlich wollte die Bande sich bei den Entführungen als Sonderkommando der Polizei ausgeben. Denn die Ermittler fanden zahlreiche Waffen, Polizeiuniformen, Stoppschilder, Blaulichter und kugelwehrende Westen.

Die Polizei hatte die potenziellen Opfer gewarnt. Sie konnten rechtzeitig untertauchen. Die genauen Hintergründe der geplanten Entführungen blieben vorerst unklar. Die Polizei schließt einen Zusammenhang mit Drogenhandel und Erpressungen nicht aus.

(APA/dpa)

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