Quergeschrieben

Wollen wir Corona stoppen, müssen wir Vegetarier werden

THEMENBILD: WIENER SCHNITZEL
THEMENBILD: WIENER SCHNITZELAPA/GÜNTER R. ARTINGER
  • Drucken

Jüngste Masseninfektionen in Schlachthöfen erinnern an gesundheitsschädliche Folgen des Fleischkonsums. Höchste Zeit, unsere Essensgewohnheiten zu ändern.

Vielleicht geht es Ihnen ähnlich: Ich habe Respekt vor anderen Lebewesen, und natürlich weiß ich längst, wie furchtbar die Bedingungen in der Massentierhaltung sind. Möglichst kein Fleisch zu essen wäre die moralisch richtige Entscheidung. Nur: Wie stellt man das an, wenn ein Würstel einfach gut schmeckt, wenn man bei Einladungen nicht für Umstände sorgen will, wenn sich andere von der Information, auf Fleisch – oder alle tierischen Produkte – zu verzichten, stets angegriffen fühlen?
Es gibt wohl keinen Lebensbereich, der bisher von der Coronakrise unberührt blieb. Sie zwingt uns dazu, alle unsere gesellschaftlichen Normen und Werte zu hinterfragen. Und so liefert sie zwei gute Argumente, ein für allemal auf Fleischkonsum zu verzichten.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

Erstens wären da die Coronafälle in europäischen Schlachthöfen. Im Stammwerk von Tönnies, einem Schlachtbetrieb im deutschen Nordrhein-Westfalen, haben sich rund 1500 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. Die Umluftkühlung in der Zerlegehalle, ohne ausreichende Frischluftzufuhr, hat den Erreger vermutlich verteilt. Bei zehn Grad wird hier geschnippelt, die Arbeiter schwitzen trotzdem. Es sind Subunternehmer, vielfach aus Osteuropa, die per Werkvertrag schuften.
Auch in oberösterreichischen Schlachthöfen gibt es mehrere Coronafälle, wie bekannt wurde. Die Mitarbeiter haben sich möglicherweise in Gruppenunterkünften oder Bussen angesteckt. Es sind also die schlechten Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen, die zur Verbreitung des Virus beigetragen haben. Diese wiederum sind unserem enormen Hunger auf Fleisch geschuldet: billig und viel, bitte schön. Die Verlierer beim Preiskampf sind nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wenn die Konsumenten nämlich wissen würden, dass das Backhendl aus Thailand und das Schnitzel aus China stammt, würden sie es vielleicht nicht so gern bestellen.
Gourmet

Hendl aus Thailand, Schnitzel aus China

Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung kommt, aber nicht für die Gastronomie.
Interview

Billigfleischindustrie: „Das ist ein krankes System“

Der Tönnies-Skandal sei Folge der Billigmentalität, sagt Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer. Wegen dieser seien auch die Jobs in der Branche zu wenig attraktiv.
Italien

Auch in der Lombardei gibt es Corona-Cluster in Schlachthöfen

In Manuta sind fünf Schlacht- und Fleischverarbeitungsbetriebe betroffen. 200 weitere Personen müssen in Heimquarantäne.
TOPSHOT-ITALY-HEALTH-VIRUS
Coronavirus

Spanien: Wenig Geld und desolate Quartiere

In der Agrar- und Fleischindustrie sorgen prekäre Verhältnisse von Arbeitern für immer neue Infektionen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.