Jüngste Masseninfektionen in Schlachthöfen erinnern an gesundheitsschädliche Folgen des Fleischkonsums. Höchste Zeit, unsere Essensgewohnheiten zu ändern.
Vielleicht geht es Ihnen ähnlich: Ich habe Respekt vor anderen Lebewesen, und natürlich weiß ich längst, wie furchtbar die Bedingungen in der Massentierhaltung sind. Möglichst kein Fleisch zu essen wäre die moralisch richtige Entscheidung. Nur: Wie stellt man das an, wenn ein Würstel einfach gut schmeckt, wenn man bei Einladungen nicht für Umstände sorgen will, wenn sich andere von der Information, auf Fleisch – oder alle tierischen Produkte – zu verzichten, stets angegriffen fühlen?
Es gibt wohl keinen Lebensbereich, der bisher von der Coronakrise unberührt blieb. Sie zwingt uns dazu, alle unsere gesellschaftlichen Normen und Werte zu hinterfragen. Und so liefert sie zwei gute Argumente, ein für allemal auf Fleischkonsum zu verzichten.
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Erstens wären da die Coronafälle in europäischen Schlachthöfen. Im Stammwerk von Tönnies, einem Schlachtbetrieb im deutschen Nordrhein-Westfalen, haben sich rund 1500 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. Die Umluftkühlung in der Zerlegehalle, ohne ausreichende Frischluftzufuhr, hat den Erreger vermutlich verteilt. Bei zehn Grad wird hier geschnippelt, die Arbeiter schwitzen trotzdem. Es sind Subunternehmer, vielfach aus Osteuropa, die per Werkvertrag schuften.
Auch in oberösterreichischen Schlachthöfen gibt es mehrere Coronafälle, wie bekannt wurde. Die Mitarbeiter haben sich möglicherweise in Gruppenunterkünften oder Bussen angesteckt. Es sind also die schlechten Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen, die zur Verbreitung des Virus beigetragen haben. Diese wiederum sind unserem enormen Hunger auf Fleisch geschuldet: billig und viel, bitte schön. Die Verlierer beim Preiskampf sind nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen.