Gastkomentar

Ein „luftiges“ Rezept für Ministerin Tanner

Die Presse (Peter Kufner)
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Keine Bündniszugehörigkeit und Verteidigung „mit allen zu Gebote stehenden Mitteln“ war nie ein Gratismenü für Österreich. Aber die Politik muss dem Militär die entsprechenden Mittel sichern – auch für den Luftraum.

Gleich grundsätzlich: Luftraumüberwachung kann nicht „billig“ sein. Dafür sind die Kosten der Technik und des qualifizierten Personals einfach zu hoch. Aus dem Betriebsbudget muss man also maximale Effektivität herausholen. Aktuell fallen in Österreich jährlich rund 100 Millionen Euro Betriebskosten an, allerdings nur für die eine Luftraumüberwachung während der Bürozeiten. Das ist klar zu wenig Leistung für teures Geld. Wer unbehelligt über Österreich flitzen will, der hat nachts ein Freispiel.
Wobei: Natürlich könnte der Eurofighter auch im Dunkeln fliegen, er ist zertifiziert für Instrumentenflug. Aber der Pilot sähe draußen nichts, er könnte Objekte optisch nicht identifizieren.
Stimmt, auch die Schweizer Luftwaffe fliegt nächtens nicht. Noch nicht: Dort arbeitet man sich mit geplanten neuen Kampfflugzeugen für bis zu sechs Milliarden Franken (rund 5,6 Milliarden Euro) wieder in Richtung 24/7/365-Einsatzfähigkeit. Solche Summen sind illusorisch für Österreich. Wir sind also gezwungen, zu improvisieren. Das konnte die finanziell ausgehungerte Truppe bisher ganz gut.

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Das Basisrezept von 1969

Ministerin Klaudia Tanner muss gar nicht außer Haus gehen, um das Basisrezept für eine effektive Luftraumüberwachung zu finden. Es gibt eines, stammt aus ihrem Haus aus dem Jahr 1969. Unter Verteidigungsminister Georg Prader (Kabinett Klaus I und II) wurde Ende der 1960er-Jahre die „Interzeptionsspitze“ in der Regierung vereinbart und durchs Parlament gebracht: Jettrainer und eine Staffel Überschalljäger. Es kamen dann, typisch österreichisch, doppelt so viele Trainer wie nötig (40 Saab 105), dafür aber kein Überschalljet.
Falsch war das Konzept deswegen nicht: Eine Zahl leistungsfähiger Jettrainer für Aus- und Weiterbildung der Piloten im Inland und für ein Basisniveau an „ernsten“ Einsätzen. Und oben drüber sorgen richtige Jagdflugzeuge dafür, dass man erwischt, was auch für gute Jettrainer zu schnell fliegt.

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